Bestseller und Bestsellerlisten: Bedeutung, Nutzen, Herkunft

Wie schreibt man einen Bestseller? Es ist eigentlich ganz einfach: Man schreibt ein Buch und setzt es auf eine Bestsellerliste. Klingt irgendwie ZU einfach, kann man aber durchaus so sagen. Siehe unten.

Erik Axl Sund - Narbenkind
Erik Axl Sund – Narbenkind

Ein „echter“ Bestsellerautor wie Erik Axl Sund zu werden, der aktuell mit gleich drei Titeln unter den Top 20 der Spiegel Paperback-Bestsellerliste vertreten ist, ist natürlich nicht ganz so leicht. Aber auch dazu später mehr.

Bestsellerlisten sind ein beliebtes Marketing-Instrument. Man sagt potentiellen Buchkäufern, dass bestimmte Bücher bei der Gesamtheit der Leserschaft sehr beliebt seien und hofft so, noch mehr Menschen zum Kauf dieser Bücher zu animieren. Was die Mehrheit gut findet, kann so schlecht ja nicht sein, ist eine weit verbreitete Meinung. Es wäre eine fast demokratische Abstimmung (im Unterschied zur persönlichen Meinung einzelner Literatur-Kritiker), solange auf den Listen nur die Buch- oder eBook-Bestseller erscheinen, die sich WIRKLICH gut verkaufen. Ob man diese Bücher dann auch selbst gut findet, ist eine andere Frage, Bestsellerlisten sagen nichts über literarische Qualitäten aus, können aber eine ganz gute Orientierungshilfe im Bücherdschungel mit seinen jährlich rund 90.000 Neuerscheinungen (allein in Deutschland!) sein.

Allerdings haben nicht zuletzt die Möglichkeiten des Internet für eine wahre Flut von Bestsellerlisten gesorgt. Jeder Verlag oder jeder Blogger kann Buchtitel aufzählen und das dann Bestsellerliste nennen. „Unsere Bestseller“ oder „Meine Bestseller“ heißt sowas oft, passender wäre aber „Unsere Empfehlungen“ oder „Meine Lieblingsbücher“, da die Listen mit Verkaufszahlen in vielen Fällen eher wenig zu tun haben.

Martin Suter - Montecristo
Martin Suter – Montecristo

Kann man von der Bezeichnung „Bestseller“ also überhaupt auf die Beliebtheit eines Buches schließen und Bestsellerlisten als Orientierungshilfe nutzen? Man kann. Einige Bestsellerlisten haben sich als objektiv erwiesen und sind in ihrem Verbreitungsgebiet allgemein anerkannt. Im deutschsprachigen Raum ist die wichtigste Bestsellerliste seit 1961 die des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Die Spiegel-Bestsellerliste wird in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift „Buchreport“ ermittelt und basiert auf einer elektronischen Abfrage der Warenwirtschaftssysteme von rund 500 Buchhandlungen. Steht dort Martin Suters „Montecristo“ wie in dieser Woche „nur noch“ auf Platz 2, beruht diese Platzierung also auf einer repräsentativen Datenbasis.

Vor 1961 galten Bestsellerlisten in Deutschland als eine Art Untergang der abendländischen Literatur. Anfangs sah zum Beispiel das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels in den hierzulande erstmals in den 1920er-Jahren erschienenen Listen eine „Verengung und Verflachung des geistigen Lebens“.

Die Idee der Bestsellerliste stammt übrigens aus den USA. Schon 1895 veröffentlichte die Literatur-Zeitschrift „The Bookman“ eine nach Verkaufszahlen geordnete Liste von Büchern, die dem Buchhandel Absatz-Vergleiche erleichtern sollte. Heute gilt als wichtigste US-Bestsellerliste die der „New York Times“.