Strafe

STRAFE – von Paula Polanski und Hakan Nesser

Hakan Nesser kenne ich, aber wer, bitteschön, ist Paula Polanski? Na, dem Umschlag nach zu urteilen, Nessers Co-Autorin, werden Sie jetzt sagen. Aber ganz so einfach ist es nicht, und ich habe mich zwischenzeitlich gefragt, ob die Co-Autorin nicht nur ein Marketing-Gag zur Veröffentlichung von Nessers neuem Thriller STRAFE ist.

Also: Paula Polanski ist laut Verlag das Pseudonym einer deutschen Publizistin. Sie wolle anonym bleiben, warum, das ginge aus dem Roman hervor. Kein Problem, dann lese ich eben rein. Und zuerst ist da alles auch noch Krimi-Thriller-mäßig klar.
Strafe
Der Schriftsteller Max Schmeling ist Anfang sechzig, mehrfach geschieden und (deshalb?) leicht depressiv. Eines Tages erhält er den Brief seines früheren Schulfreundes Tibor, der Max um Hilfe bittet. Max kann Tibor zwar irgendwie nicht leiden, steht aber irgendwie in seiner Schuld und stattet dem in der Zwischenzeit tödlich Erkrankten einen Besuch ab. Allerdings sagt Tibor ihm nicht direkt, was er von ihm will. Stattdessen überreicht er Max einen Text autobiografischer Art, mit dem Hinweis, Max werde wissen, was er für Tibor tun soll, wenn er den Text gelesen habe.

Der Text erzählt zunächst aus beider Jugendzeit, als Tibor eine Affäre mit Kristina, der Jugendliebe von Max, hatte. Es folgen unter anderem Kristinas unglückliche Ehe, ein mörderischer Plan – und Paula Polanski. Ja, auch die Co-Autorin, die Hakan Nesser laut Verlagsinfo auf einer Lesereise in Deutschland traf und die ihm ihre Geschichte erzählte, ist Teil der Handlung.

Es mag Sie jetzt überraschen, aber so blöd, wie sich das im ersten Moment anhört, liest sich STRAFE gar nicht. Ganz im Gegenteil. Eine schön verschachtelte Handlung, richtig gut geschrieben, was will man von einem Krimi mehr? Und dass man auch am Ende nicht weiß, ob Paula Polanski nun erfunden oder real ist, ist nicht etwa unbefriedigend, sondern lässt das Buch halt noch etwas nachwirken. Ein Nachschlag vom Spannungs-Buffet.