Marie Lu Legend - Berstende Steine

Legend – Berstende Steine von Marie Lu

Die deutschsprachige Wikipedia schreibt im August 2014, Marie Lu sei durch ihre „dystopischen“ Legend Romane bekannt geworden. Im Deutschen sind alle ihre Legend Romane im Loewe Verlag erschienen: 2012 Legend – Fallender Himmel, 2013 Legend – Schwelender Sturm und 2014 Legend Berstende Steine. Dystopisch: Was ist damit gemeint? Etwas Medizinisches? Oder geben mir die Titel Fallender Himmel, Schwelender Sturm und Berstende Steine schon einen Hinweis? Dystopisch, so klärt mich wiederum die Wikipedia auf, ist die Gegenbildung zu utopisch und meint als Lehnwort aus dem Englischen eine Art Anti-Utopie. Literaturwissenschaftler bezeichnen damit eine erfundene („fiktionale“) Erzählung mit einem oftmals negativen Ausgang. Aha! Deshalb „Fallender“ Himmel, „Schwelender“ Sturm, „Berstende“ Steine. Die Worte bezeichnen negative Ereignisse. „Häufig wollen die Autoren dystopischer Geschichten mit Hilfe eines pessimistischen Zukunftsbildes auf bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart aufmerksam machen und vor deren Folgen warnen“, schreibt die deutschsprachige Wikipedia zu Dystopie weiter.

Marie Lu, Legend - Berstende SteineIch ersehe daraus: Selbst Literaturwissenschaftler haben sich schon mit Marie Lu und ihrer Legend-Reihe beschäftigt. Für mich, der ich nicht zu den Literaturwissenschaftlern zähle, ist Marie Lu eine Science-Fiction-Autorin, die unsere Welt verbessern will. Und ich lerne, dass man nicht Entwicklungshelfer werden muss, um das zu tun. Man kann auch Videospiele für verschiedene Firmen oder Spiele für iOS und Facebook entwickelt haben und das Gute wollen. Ja, Marie Lu war Spiele-Entwicklerin, bevor sie Vollzeit-Autorin wurde und Erfolg mit ihren Büchern über düstere Welten hatte. 1984 in Wuxi als Xiwei Lu geboren, wuchs sie zunächst in Peking auf, kam mit fünf Jahren  nach Texas, nahm den Namen Marie Lu an und studierte an der University of Southern California.

Die Sino-Amerikanerin erzählt ihre Legend-Trilogie aus zwei Ich-Erzähler-Perspektiven, der von June und der von Day. Sie sind Helden und Gegenspieler der Geschichte und führen sehr unterschiedliche Leben. Zu den Legend-Romanen inspirierte Marie Lu ein Artikel über das Abschmelzen der Polkappen. Sie brauchte sich nur noch ein 100 Meter starkes Anschwellen des Meeres vorzustellen, um mit viel Spaß Teile von Amerika virtuell in ihrem Buch zu fluten. Und als sie einen Film von Les Miserables im Fernsehen sah, kam ihr der Gedanke, eine Teenager-Variante von Jean Valjean (dem Gauner aus Die Elenden) und Javert (dem Kriminalbeamten in dem Roman von Victor Hugo) zu entwerfen. Und so erfand sie einen jungen Ganoven mit einem Herz aus Gold, Day. Day gestaltete sie als Verbrecher, der dabei aber ein guter Mensch ist. Um das zu zeigen, beschrieb sie ein Gesellschaftssystem, in dem das Befolgen von Gesetzen bedeutet, schreckliche Untaten zu begehen. Im Gegensatz dazu wurde June ein Mensch, der zwar ein gutes Herz hat, aber von einer schlechten Gesellschaft einer Gehirnwäsche unterzogen wurde.

Es verwundert angesichts dieses Hintergrundes nicht, dass Marie Lu mit ihrer Legend-Reihe viel Erfolg hat. Denn die Welt, die sie zeichnet, existiert nicht erst als Science-Fiction. In vielen Diktaturen gestern und heute führten und führen Menschen ähnliche Leben. Und auch im Kleinen, in der eigenen Familie oder am Arbeitsplatz lassen sich „Legend“-Situationen erleben. Weil Marie Lu als Künstlerin in der Videospiele-Branche arbeitete und sehr visuell veranlagt ist, lesen sich ihre Bücher wie verschiedenen Szenen in einem Spiel oder Film. Sie selbst bekennt, dass sie die Handlung beim Schreiben wie einen Film vor sich sieht und quasi nur aufschreibt, was sie sieht.

 

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