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Jens Berger, Wem gehört Deutschland

Wem gehört Deutschland? Haben Sie sich das auch schon oft gefragt? Wenn ja, ist dieses Buch von Jens Berger etwas für Sie. Der Verlag Westend, in dem das Buch zuerst erschien, bevor es Piper ins Taschenbuch nahm, schreibt sich auf die Fahnen, Bücher für die Wirklichkeit zu machen. Und die Wirklichkeit der deutschen Vermögensverteilung, so meint Jens Berger, sieht anders aus, als es uns Statistiken vermitteln.

So beginnt Jens Berger damit, dass Sie und ich jeweils ein Vermögen von 222.200 Euro haben sollen. Soviel hat jeder durchschnittliche Deutsche auf der hohen Kante, wenn es nach der Statistik geht. Diese 222.200 Euro klingen gut. Aber haben Sie so viel auf der hohen Kante? – Sehen Sie: Ich auch nicht. Ist ja auch nur ein Märchen, diese Statistik vom Volksvermögen. In Wirklichkeit haben die Hälfte aller Deutschen zusammen gerade einmal 1,4 Prozent des Volksvermögens. Und 10 Prozent der Bevölkerung besitzen zwei Drittel des Volksvermögens.

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UmFAIRteilung als Grundforderung

So war es nicht immer, sagt Jens Berger. Und legt dar, wie es zu dieser extrem ungleichen Verteilung von Vermögen in Deutschland kam und was das mit unserer Gesellschaft macht. Am Ende seiner Untersuchung stehen Forderungen an unsere Politiker wie diese:

* Erhebt endlich wieder ernsthaft das Vermögen der Wohlhabenden!
* Führt endlich die Vermögenssteuer wieder ein und erhebt eine einmalige Vermögensabgabe!
* Nehmt alle Steuererleichterungen für Vermögende seit 1998 zurück!
* Führt eine Millionärssteuer von 75 Prozent ein!
* Schafft die Sonderregelungen der Erbschaftssteuer ab!
* Führt eine Steuerpflicht auf die weltweiten Einkünfte ein!
* Beginnt mit einer wirksamen Finanztransaktionssteuer!
* Schafft Steuerschlupflöcher für Wohlhabende ab!
* Verschärft das Stiftungsrecht!
* Nehmt die Umsatzsteuererhöhung von 2007 zurück!
* Führt einen Mindestlohn von 10 Euro ein und steigert die Lohnquote!
* Weitet die staatliche Eigenheimförderung aus und beschließt eine wirksame Mietpreisbremse!
* Verbessert die schulische und universitäre Ausbildung von armen Kindern und Jugendlichen!
* Beendet sofort die Privatisierungspolitik!
* Stärkt die gesetzliche Rente und beendet sofort die Zuschüsse für Riester- und Rürup-Rente!

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Reich nicht durch Leistung, sondern Erbe

Für manche Neoliberale liest sich so die Folterliste der Linkspartei. Jens Berger aber sagt: Bei der fairen Verteilung des Reichtums unserer Gesellschaft geht es nicht um eine Neiddebatte. In keinem anderen Euro-Land klafft die Schere zwischen Reichtum und Armut in der Zwischenzeit stärker auseinander als in Deutschland. Und die Verteilung des Reichtums hat fast nichts mehr mit Leistung zu tun: In Deutschland wird Reichtum und Armut vererbt. Das Spermalotto entscheidet, wer auf welcher Seite der „Chancengleichheit“ landet. Superreiche finanzieren Denkfabriken, die auf politischer Ebene die Argumente liefern, dass alles in Deutschland gut ist, wie es ist.

Über die Reichen im Land ist nicht viel bekannt. Wie sich z. B. die Brüder Albrecht vor der Öffentlichkeit verschanzten, ist fast schon kurios. Aber die anderen Reichen in Deutschland scheuen Information genauso wie die Kirchen Einblicke in die Vermögenswerte des Lieben Gottes auf deutschem Boden. Ihr Vermögen wächst in Zeiten der Finanzkrise, in denen wir abhängig Beschäftigten mit Niedrigzinsen abgespeist werden, rasant weiter. Geht das mit rechten Dingen zu? Jens Berger meint: Nein. Aber es geht ihm nicht darum, sich über die wahren Vermögensverhältnisse in Deutschland aufzuregen. Er will die nächste Krise unserer Marktwirtschaft verhindern, glaubt er doch, dass sie wegen der Ungleichverteilung des Vermögens schon wieder vor den nächsten desaströsen Verwerfungen steht.

Wem gehört Deutschland? ist klar gegliedert und verständlich geschrieben. Dabei unaufgeregt, aber nicht oberflächlich. Ob sich aber durch das Buch von Jens Berger etwas an den beschriebenen Szenarien ändert, bezweifle ich, denn die wirklich Reichen haben längst Vorsorge gegen Maßnahmen, wie sie Berger vorschlägt, getroffen. Aber das Buch öffnet Augen. Und das kann man nicht von allen Büchern sagen.

Hier finden Sie weitere Infos zum Buch und können es bestellen!

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