Stichwort Taschenbuch

Aus Frage-Antwort-Portalen wie Helpster, Yahoo Clever oder gutefrage finde ich regelmäßig die Frage: Was ist ein Taschenbuch? Oder was ist ein Paperback? Ist eine Broschur auch ein Taschenbuch? Die Antworten darauf zeugen von mehr oder minder tiefem Wissen zur Buchherstellung oder der buchhändlerischen Verwertungskette. Wiktionary meint, ein Taschenbuch sei ein kleinformatiges Buch mit „gewöhnlich weichem Einband“ und charakterisiert das Taschenbuch als Wortzusammensetzung besonderer Art. Der erste Teil kommt von Tasche und beschreibt den zweiten Teil Buch einschränkend, determiniert ihn. Deshalb ist das Wort Taschenbuch ein Determinativkompositum. Auf Wiktionary erfahre ich weiter, dass Taschenbücher gewöhnlich etwas preisgünstiger sind als andere Bücher und im Englischen von Paperback oder Pocketbook die Rede ist. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache unterscheidet zwei Bedeutungsvarianten des Begriffs. Danach kann ein Taschenbuch einmal ein Buch in obigem Sinn sein, andererseits ein Buch, das ein Thema umfassend, aber knapp darstellt („Taschenbuch der Elektrotechnik“, „Statistisches Taschenbuch für Deutschland“). Diese zweite Form des „Taschenbuchs“ kann – buchherstellerisch gesprochen – sogar fest gebunden sein, was das „eigentliche“ Taschenbuch von der Buchherstellung aus betrachtet, nicht ist. Nur das kleinformatig verstandene Taschenbuch soll hier im Fokus stehen.

Was macht ein Taschenbuch aus?

Das Taschenbuch ist nicht nur kleinformatig, sondern hat auch eine besondere Form des Einbandes, nämlich einen aus dünnem Karton oder dickem Papier, jedenfalls keinen harten Einband wie das so genannte gebundene Bücher haben, auch Hardcover genannt, abgekürzt HC. Die Seiten werden beim Taschenbuch nicht geheftet oder mit dünnen Fäden verbunden und dann noch verleimt, sondern sie werden nur geklebt (Klebebindung). Das ist ein sehr billiges Verfahren und es ist erstaunlich, wie wenig ein Taschenbuch in der Herstellung kostet, wenn die Auflagen entsprechend hoch sind. Je höher die Auflagen eines Buches, desto geringer der Herstellungspreis. So ist das Taschenbuch ein Buch für die Massen geworden.

Eine kleine Geschichte des Taschenbuchs

Wenn man will, kann man schon manche antiken christlichen Schriften als Taschenbücher bezeichnen, die aus der Zeit der Christenverfolgung stammen. Diese Schriften waren oft nur wenige Zentimeter groß, damit sie nicht entdeckt wurden. Mittelalterlicher Vorläufer des Taschenbuchs war das Beutelbuch, das im Beutel eingewickelt transportiert oder am Gürtel befestigt werden konnte. Im 18. Jahrhundert richteten sich Almanache an Frauen des Bildungsbürgertums („Taschenbücher für Frauenzimmer“), für die selbst Goethe und Schiller schrieben. Mit den Reclam-Taschenbüchern, deren erste Titel in der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen, nähern wir uns stark dem, was wir heute unter einem Taschenbuch verstehen. Allerdings wurden auch andere Buchreihen als Taschenbücher bezeichnet, nämlich nützliche kleinformatige Bücher, die neben Kalender und genealogischen Nachrichten viele weitere praktische Hilfen oder Anweisungen beinhalteten. Diese Form des Buches war das, was heute Smartphones mit hilfreichen Apps sind. Und noch etwas: Was wir heute unter den Begriff Jahrbücher subsummieren, bezeichnete man im 19. Jahrhundert ebenfalls als Taschenbuch.

Ende des 19. Jahrhunderts druckten innovative Verlage immer mehr preisgünstige Bücher oder Hefte für breite Leserkreise. Vor allem britische Verlage waren damals die Wegbereiter des modernen Taschenbuchs und der deutsche Ullstein Verlag eiferte ihnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach. Anfänglich druckten die deutschen Verlage noch fadengeheftete Bücher, während sie schon auf den harten Umschlag verzichteten. Der Oscar Brandstetter Verlag in der damaligen Buchmetropole Leipzig brachte die ersten deutschen Taschenbücher, wie wir sie heute kennen, auf den Buchmarkt, preisgünstige Bücher mit farbigen Umschlägen aus Karton. Ende der 1930er Jahre perfektionierten in Deutschland die Verlage Scherz und Goldmann die Taschenbuchproduktion, doch den endgültigen Durchbruch des Taschenbuchs erlebten die Deutschen erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Rowohlt Verlag auf Zeitungspapier im Rotationsverfahren begann die Rowohlts-Rotations-Romane (rororo) zu drucken. 1950 erschienen ebenfalls bei Rowohlt die ersten Taschenbücher mit den heute noch annähernd gültigen Maßen von 11 x 18 Zentimeter. Jetzt setzte sich die Klebebindung auf ganzer Linie durch, weil Emil Lumbeck das Verfahren „Lumbecken“ erfand (aufgeraute Buchblöcke werden an den Buchrücken geklebt). Allerdings blieben selbst diese Taschenbücher noch bis 1961 rückseitig mit einem Leinenband beklebt. So lange dauerte der Abschied vom Leinenrücken des gebundenen Buches!

Das Taschenbuch in der bisherigen Verwertungskette

Nach und nach stiegen immer mehr Verlage in die Taschenbuch-Produktion ein und es entwickelte sich eine Verwertungskette der Buchinhalte, die zum Teil noch heute Bestand hat. Zuerst erscheint in einem so genannten Originalverlag das Hardcover, also die fest gebundene Ausgabe eines Werks. Dieses Buch soll die Investitionen in den Inhalt und die Herstellung einspielen und für Gewinne des Verlags sorgen. Erst geraume Zeit später vergibt ein Verlag vom Hardcover eventuell die Lizenz an einen Taschenbuchverlag oder lässt die eigene Taschenbuchabteilung das Buch als Taschenbuchausgabe drucken. Der Verlag druckt das Hardcover jedoch so lange nach, als Nachfrage nach dem gebundenen Buch besteht. Erst wenn die Nachfrage nach dem gebundenen Buch nachlässt, denkt ein Verlag an einen Druck im Taschenbuch. Weil das Taschenbuch viel günstiger ist als das Hardcover, kann das Taschenbuch den Verkauf des Titels noch einmal beflügeln, selbst wenn die Gewinne dabei schmelzen.

Die Digitalisierung als Bedrohung des Taschenbuchs

Durch die Digitalisierung wandelt sich diese Verwertungskette im deutschen Buchhandel. Schon in den letzten Jahrzehnten gründeten sich reine Taschenbuchverlage, die einen Titel nicht mehr als Hardcover herausgaben, sondern nur noch als Taschenbuch, um durch den niedrigen Preis breite Lesergruppen anzusprechen. Seit Jahren befördert die Digitalisierung den Wandel der Verwertungskette. E-Books und E-Book-Reader geben Verlagen heute die Möglichkeit an die Hand, statt Taschenbücher zu drucken Inhalte kostengünstig auf Servern zu lagern und über E-Book-Plattformen zu vertreiben. Als E-Book bleibt ein Titel „ewig“ lieferbar und die Lagerungskosten entfallen fast. Das Risiko ist gegenüber einer Taschenbuch-Druckauflage minimal. Nur wenn sicher davon ausgegangen werden kann, dass sich ein Buchtitel in großer Zahl nach dem Auslaufen eines Hardcovers verkaufen wird, erwägt der heutige Verlag noch den Druck eines Taschenbuchs.

Reine E-Book-Verlage überspringen nicht nur die Verwertungsstufe des Hardcovers, sondern auch die des Taschenbuchs und veröffentlichen ein Manuskript nur noch digital. Die Herstellung eines solchen Buches ist nicht ganz so aufwändig wie die eines Buches, aber immer noch ein ernst zu nehmender Kostenfaktor. Gespart werden kann vor allem an den Druckkosten. Da aber immer mehr Autoren als so genannte Selfpublisher in „Heimarbeit“ ihre Bücher unter Ausschaltung der Verlage veröffentlichen, erfasst der Wandel der Verwertungskette auch die Verlage und stellt ihre bisherige Funktion teilweise in Frage. Das aber ist ein spannendes neues Thema für unsere Reihe Buchwissen, das ich in einem eigenen Blog angehen will.

Jojo Moyes: Ein Bild von dir

Das deutsche Cover des Buchs Ein Bild von dir zeigt als eine Art farbigen Scherenschnitt eine Briefleserin vor den Feldern und Gebäuden eines französischen Ortes mit Dorfkirche. Schon von außen berührt „Ein Bild von dir“ mit seinem Motiv und seinen Farben. Der Rowohlt Verlag versteht es gekonnt, seine Erfolgsautorin Jojo Moyes in Szene zu setzen. Praktisch alle bisherigen deutschen Buchcover zu den Titeln der in London geborenen britischen Journalistin und Schriftstellerin sind ähnlich gestaltet: Jojo Moyes: Ein Bild von dir weiterlesen

Lektorat: Ist der Lektor eine bedrohte Art?

LektoratHeute las ich einen Artikel, in dem die Zukunft des literarischen Lektors in Frage gestellt wurde. Das Selfpublishing der Autoren führe dazu, dass nach und nach Verlage und damit auch das Lektorat sterben werde. Schon heute könnten sich viele Verlage keinen Lektor mehr leisten, vielleicht werde noch im „hochliterarischen“ Bereich lektoriert, aber schon im wissenschaftlichen Bereich spiele der Lektor als Berufsgruppe des klassischen Verlags keine Rolle mehr.

Als ich vor vielen Jahren in einem Buchverlag mein Arbeitsleben begann, hatte dieser Verlag noch eine Abteilung Lektorat. Die Frage, ob der gleiche Verlag heute noch ein Lektorat hat, kann ich verneinen. Der Verlag hat das Zeitliche gesegnet und damit ist auch sein Lektorat untergegangen. Übrigens existiert der zweite Verlag, in dem ich vor mehr als zehn Jahren noch arbeitete, ebenfalls nicht mehr. Dort sprach man von Redaktion statt Lektorat. Auch dieser Verlag hat die Pforten geschlossen. Auch dort sind die entsprechenden Lektoratsstellen verschwunden. Okay, mag mancher sagen, das ist für die Betroffenen sicher nicht schön, aber ist es schlimm? Diese Frage ist nicht einfach mit JA oder Nein zu beantworten, schauen wir uns das Aufgabenfeld des klassischen Lektors doch an: Machen Sie sich selbst ein Bild!

Die deutschsprachige Wikipedia schreibt, das Arbeitsfeld des Lektors bezieht sich zunächst auf die Rechtschreibung, die Grammatik und den Stil eines Manuskripts. Das kann ich bestätigen. Aber muss ein Autor nicht Rechtschreibung, Grammatik und Stil beherrschen? Er sollte. So wie ein Schüler nach einer bestimmten Zeit Bruchrechnen oder ähnliches beherrschen sollte. Sie verstehen, was ich meine. Auch Autoren fliegen – bildlich gesprochen – hin und wieder aus der Kurve wie ein Autofahrer, der zu schnell fährt. Autoren übersehen Rechtschreibfehler oder Grammatikfehler, wenn sie im Schreibrausch (modern „flow“) ihre Handlung entwickeln. Die Manuskripte von Autoren beweisen es. Und erst der Stil: Nicht jeder Autor merkt, wenn er den Leser langweilt oder schiefe Vergleiche benutzt. Ich kann hier nicht auf alle Details dieser Arbeit eingehen, aber ich wage zu behaupten, dass mancher Autor ohne einen guten Lektor nicht bekanntgeworden wäre. Der Einfluss von Lektoren geht sehr weit, nicht selten sind sie als Co-Autoren für den Erfolg von Büchern verantwortlich – ohne dass ihr Name auf dem Buch-Cover erscheint. Viele Lektoren waren die besseren Autoren und erkannten das auch, indem sie sich als freie Schriftsteller einen Namen machten und aus dem Schatten des Literaturbetriebs heraustraten: Peter Rühmkorf, Elias Canetti, Oskar Loerke, Hermann Kasack, Horst Bienek, um nur ein paar zu nennen.

Schon in den letzten Jahrzehnten veränderte sich der Beruf des Verlagslektors dynamisch und erweiterte sich. Hatte ein Lektor noch nach dem Krieg nicht viel mehr zu tun, als Manuskripte zu beurteilen und zu „lektorieren“, wurde der Beruf in den letzten Jahren um einiges spannender, denn der Lektor avancierte zum Produkt-Politiker, zum Produkt-Marketer. Ich selbst erlebte das dahingehend, dass von mir verlangt wurde, das Verlagsprogramm eines Verlags mitzuentwickeln, also Vorschläge für Buchprojekte zu machen, die zur Verlagszielgruppe passten, dafür Autoren (Übersetzer, Korrektoren, Fachleute …) zu suchen und ein Konzept zur Vermarktung des Buches zu entwickeln. Ach ja, und das Coaching der Autoren nicht zu vergessen, Verständnis für Schreibblockaden zu haben, den Autoren unter die Arme zu greifen, sie psychisch zu unterstützen und und und

In den letzten Jahren konnte ich beobachten, dass sich durch die Digitalisierung Lektoratsdienstleistungen zu verlagsexternen Dienstleistern wie Literatur-Agenturen oder freie Lektorate verlagerten. Der Verlagslektor, wo es ihn noch gab, wurde zum Produkt-Manager, der das Lektorat, Korrektorat, das Verlagsmarketing etc. koordinierte und dafür sorgte, dass Buchprojekte so wie sie der Verlag brauchte, abgeschlossen wurden. Das Lektorat spaltete sich stark auf. Große Lektoratsfirmen entstanden kaum, meist bot sich der Beruf des Lektors für Germanistik-Studentinnen (die Mehrzahl) oder -Studenten an, die keine andere Stelle fanden. Lektorieren konnte jeder, dazu brauchte und brauchte es keine Prüfung oder sonstige Zulassungen. Ein ungeschützter freier Beruf. So ergab sich in den letzten Jahren für Verlage, die sich noch ein externes Lektorat leisten konnten, die Frage, welche Lektorin, welcher Lektor Qualität liefert. Mit schwankendem Ergebnis.

Schon 2006 veröffentlichte Gunther Nickel unter dem Titel „Krise des Lektorats?“ Berichte von Lektoren über die Gefährdungen ihres Berufs. Darin Beiträge von Denis Scheck und Dieter Wellershoff. Heute verlagert sich die Sicht auf Bücher immer mehr in Richtung Marketing, der Inhalt scheint immer weniger Bedeutung zu haben. Zu spüren ist das schon an den Covern, dem Design der Bücher: Hier wird stärker investiert als früher. Autoren wie Frank Schätzing, Toni Morisson oder J K Rowling lassen sich zu Popstars aufbauen, wenn nicht gleich aus dem Pop- und Medienbetrieb bekannte Gesichter einfach mittels Ghostwritern zu Autoren auf Zeit gemacht werden. So glauben Verlage heute das sichere Buchprodukt generieren zu können. Gehälter von Spitzen-Autoren gehen durch die Decke, für die breite Autorenmasse bleiben die Brosamen übrig. Event-Kultur hat sich im Buchhandel ausgebreitet und es braucht nur wenige Star-Autoren, um das Milliardengeschäft am Laufen zu halten.

Durch die Segnungen der Digitalisierung wissen Internetbuchhändler heute genau, was potentielle Leser auf ihren Seiten suchen. Die Spürnasen von Lektoren braucht es dazu nicht mehr. Wenn über eine geraume Zeit immer wieder Bücher über sagen wir den Flughafenbau gesucht werden, wissen Verlagsdirektoren, welchen Buchtitel sie schnellstmöglich in Auftrag geben sollten. Mit dem, was früher unter Bildungsbürgertum verstanden wurde, hat der landläufige Buchhandel nichts mehr zu tun. Im Zeitalter der E-Books können die Server sogar auswerten, welches Kapitel eines Buches besonders intensiv gelesen wurde. Zumindest weiß ein Buchhändler im Netz, wie viele Leser sich für ein Buch, in dem eine Katze verschwindet und wiedergefunden wird, interessieren. Je größer die Zahl der Interessenten, desto größer der Umsatz. Da braucht es auch kein großes Buchmarketing mehr, der Titel braucht nur noch bei Google suchmaschinenoptimiert oder per Anzeige sowie in der eigenen Shopsuche auftauchen und schon klingelt die Kasse.

Einen Lektor mit oder ohne Doktortitel braucht es in dieser neuen Welt des Buches höchstens noch als Einzelfirma, die in selbstausbeuterischer Weise für ein Putzfrauen-Honorar die von Autoren-Duos und Autoren-Kollektiven nach den Vorgaben der (Produkt-) Suchmaschinen produzierte „Contents“, wie es verräterisch heißt, wenigstens ein wenig in Form bringen, was Rechtschreibung, Grammatik und Stil angehen. Damit wäre der Lektoratsberuf wieder dort angekommen, wo er vor Jahrzehnten schon angesiedelt war. Nur dass die Angelas, Hilkes, Bettinas und wie sie alle heißen nicht mehr in den heiligen Hallen eines Verlags, sondern daheim im Wohnzimmer am Arbeitstisch über Formulierungen brüten, ohne ihr früheres Ansehen und ihr ehemals gesichertes und einem Akademiker angemessenes sicheres Gehalt. Ob freie Lektoren heute wenigstens den Mindestlohn pro Stunde verdienen, dürfte nicht immer gesichert sein. Berufsrisiko.

Werner Bartens: Bücher und Person

Werner Bartens: Zur Person

Wie Berührung hilftWahrscheinlich kennen Sie den Mann, der in der Nähe von München lebt, aus dem Fernsehen. Immer wieder tritt er in Talkshows auf. Maischberger. Plasberg. Dort äußert er sich zu Themen im Grenzbereich von Medizin und Psychologie. Seit über 70 Wochen steht sein Buch Was Paare zusammenhält in der Paperback-Bestsellerliste von Spiegel. Und das neue Bartens-Buch Wie Berührung hilft wird wohl auch ein Ratgeber-Bestseller. Denn der 1966 in Göttingen geborene Werner Bartens, weiß, wie Wissenschaft zu vermitteln ist. Von 1985 bis 1995 studierte er an verschiedenen Universitäten im In und Ausland Medizin, Geschichte und Germanistik. Der ungewöhnliche Studiosus muss seine Vorlieben in ihrer ganzen Breite verwirklicht haben. Nach dem Studium arbeitete er bis 1997 als Arzt, um sich dann als Sachbuchautor und Wissenschaftsjournalist einen Namen zu machen. Zahlreiche Preise ab 1997 belegen seine Fähigkeit, auch schwierige wissenschaftliche Themen in einer allgemein verständlichen Sprache in die breite Öffentlichkeit zu bringen. Werner Bartens: Bücher und Person weiterlesen

Das Mädchen, das verstummte von Hjorth/Rosenfeldt

Angesichts des Erfolgs von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt mit „Das Mädchen, das verstummte“, frage ich mich, warum wir Deutsche Krimis so lieben. Ist unser Leben so langweilig, dass wir die Erregung durch Thriller brauchen, um uns wenigstens beim Lesen lebendig zu fühlen? Oder sind die Bücher von Hjorth/Rosenfeldt einfach so gut, dass LeserInnen süchtig nach ihnen werden? Laut veröffentlichendem Wunderlich Verlag sollen zum Start etwa 100.000 Exemplare erschienen sein. Wahrscheinlich muss man sich jetzt nach ein paar Tagen schon sputen, noch ein Exemplar der Erstauflage zu bekommen. Die Fans von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt schlugen schon gehörig zu.

Wieder, wie schon in den Thrillern zuvor, ist der Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann am Ermitteln. Die zehnjährige Nicole überlebte das Massaker an einer Familie und konnte sich im Wald verstecken. Doch der Täter ist ihr auf den Fersen und will verhindern, dass sie erzählt, was sie weiß. Die Frage ist: Wer findet das Kind zuerst, der Mörder oder die Polizei? Die Spannung lässt nicht nach, auch wenn es der Polizei gelingt, das Mädchen zu finden und erst einmal in Sicherheit zu bringen. Denn wegen des Traumas leidet Nicole an Mutismus, einer Kommunikationsstörung, und die Polizei kommt nicht weiter, weil das Mädchen verstummt ist. Gewissenlose Journalisten sorgen nun durch ihre Veröffentlichungen erneut für Lebensgefahr und Sebastian Bergmann weiß nicht, wie er das Kind zum Sprechen bringen kann.

Das Mädchen, das verstummte

 

Wie man eine knisternde Spannung erreicht, haben die beiden Autoren aus Schweden gelernt: Michael Hjorth war Story Editor für das schwedische Fernsehen. Er musste Episoden und Handlungen von Serien koordinieren und schrieb Drehbücher zu einigen Krimis von Henning Mankell. Danach tat er sich mit Hans Rosenfeldt, einem schwedischen Schriftsteller, Schauspieler und Moderator, zusammen, mit dem er die Profiler-Serie um Sebastian Bergman entwickelte. An dieser Figur lässt sich gut die Kunst der Charakterzeichnung durch die beiden Krimiautoren zeigen. Sebastian Bergmann ist forensischer Psychologe und einer der besten Profiler im Dienst der schwedischen Polizei, doch er ist ein Frauenheld und ruppig. 2004 verliert er Frau und Tochter bei einem Tsunami in Thailand, was ihn in Depressionen stürzt und seinen Dienst an den Nagel hängen lässt. Jahre lang fragt er sich, ob er am Tod seiner Tochter schuldig ist und wacht nachts mit Alpträumen auf. Als seine Mutter stirbt, kehrt er an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück und seine früheren Kollegen binden ihn wieder mit Bitten und Überredungskunst in ihre Ermittlungen ein. Ein durch und durch ehrlicher und detailliert gezeichneter lebensechter Charakter.

Schon 2010 erschienen die ersten Verfilmungen der Krimiserie. Der Mann, der kein Mörder war, Die Frauen, die er kannte, Die Toten, die niemand vermisst hießen frühere Erfolgsromane des Autoren-Duos. Nicht nur Jonas Jonasson beherrscht die Kunst, mit Titeln, die in einem Relativsatz auslaufen, Bestseller zu kreieren. Das Mädchen, das verstummte ist zwar ein fast 600 Seiten dickes Werk, aber angesichts des Spannungsbogens wird das Buch zum Pageturner, der nicht mehr loslässt.

Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle. Von Schwan/Jens.

Es gibt Bücher, die Literaturpreise erhalten. So wie jetzt auf der Frankfurter Buchmesse „Kruso“ von Lutz Seiler den Deutschen Buchpreis. Und es gibt Bücher wie „Vermächtnis“ von Heribert Schwan, die zwar keinen Preis erhalten, aber Bestseller werden. Fast muss man Lutz Seiler, den Buchpreisträger, bedauern, denn praktisch gleichzeitig mit der Verleihung des Deutschen Buchpreises kommt das Buch von Heribert Schwan auf den Markt und verdrängt „Kruso“ aus dem Aufmerksamkeitsfokus in Deutschland. Nicht weil das Buch sprachlich-stilistisch ein Höhepunkt der deutschen Literatur wäre, sondern weil sein Inhalt fesselt, aufregt und Diskussionen auslöst. Dabei könnte der Titel nicht unspektakulärer sein: Vermächtnis. Nichts an dem Titel deutet daraufhin, dass sich zwischen den Buchdeckeln Sprengstoff befindet. Die Kohl-Protokolle heißt es im Untertitel. Das klingt schon ein wenig aufregender. Geschichtsbeflissene denken vielleicht an die geheimen Zusatzprotokolle des 1939 zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion geschlossenen Nichtangriffspakts, der Hitler beim Überfall auf Polen einen Zweifrontenkrieg ersparen sollte. Was sind die Kohl-Protokolle? fragt sich der aufmerksam gewordene Leser. Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle. Von Schwan/Jens. weiterlesen

Der Fluch der bösen Tat von Peter Scholl-Latour

Peter Scholl-LatourDer Fluch der bösen Tat. So heißt das jüngste Buch von Peter Scholl-Latour. Erschienen ist es einen Monat nach seinem Tod am 16. August 2014. Kaum ein deutscher Fernsehzuschauer, der den Journalisten und Publizisten nicht aus Talkshows zu politischen Themen kennt. Wegen seiner Eloquenz, seiner Unbestechlichkeit und seiner dem Mainstream konträren Meinung liebte ihn nicht jeder. Der Junge mit jüdischem Familienhintergrund ging in eine jesuitische Ausbildung. Nicht verwunderlich ist, dass die Nazis den 1924 geborenen Abiturienten verhafteten und er 1945 einige Monate in Gestapo-Haft verbrachte. Gleich nach dem Krieg zog es den jungen Mann, der elsässische Vorfahren hatte und deshalb „Latour“, den Mädchennamen seiner Urgroßmutter väterlicherseits, an seinen deutschen Familiennamen hängte, in die französische Armee. Er war Fallschirmjäger in Indochina, bevor er in Mainz und an der Pariser Sorbonne ab 1948 kurz Humanmedizin, dann Philologie und Politik studierte. Damit nicht genug: 1954 promovierte er und von 1956 bis 1958 studierte er in Beirut Arabistik und Islamkunde.

Schon in Studienzeiten schrieb er für deutsche und französische Medien und bereiste Amerika, Afrika, den Vorderen Orient, Südost- und Ostasien. Sein gesammeltes politisches Reisewissen nutzte ab 1963 die ARD, die ihn zum Afrika-Korrespondenten ernannte. Schon bald leitete er das ARD-Studio in Paris und flimmerte immer häufiger über den Bildschirm. Unmöglich, alles aufzuzählen, was Peter Scholl-Latour in dieser Zeit aufgebaut und geleistet hat. 1971 ging er zum ZDF und wurde dort zum Chefkorrespondenten. Überall, wo es krachte oder Konflikte schwelten, sprang Scholl-Latour in den Schützengraben – von Vietnam über Kambodscha, Afghanistan, China oder den Iran. Ayatollah Chomeini, zu dem er guten Kontakt hatte, öffnete ihm Türen zu muslimischen Welten, in die kein westlicher Journalist sonst blicken konnte. 1988 machte sich der allseits gebildete Journalist als freier Autor selbstständig und meldete sich bis zuletzt mit Interviews und Büchern, aber auch als Redner zu Wort.

Scholl-Latours erstes Buch erschien 1961. Titel: Matata am Kongo. Es war ein Politik-Sachbuch wie die mehr als 30 weiteren Werke, die er bis zu seinem Tod schrieb. 1980 erschien mit „Der Tod im Reisfeld“ sein Bestseller über Indochina und die Konflikte dieser Weltregion. Bis zu seinem Tod 2014 soll es das bestverkaufte Sachbuch im Nachkriegsdeutschland gewesen sein.  er Mann, der abwechselnd in Deutschland und Frankreich lebte, war zweimal verheiratet und wurde 90 Jahre alt.  Scholl-Latours Positionen provozierten. Nur ein paar Beispiele: Statt NATO wollte er eine gemeinsame europäische Verteidigung, die EU-Osterweiterung hielt er für zu schnell, die Bundeswehr wollte er mit Nuklearwaffen bestücken und Klimaschutz hielt er für ein Modethema. Im Islam sah er die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts und kritisierte das westliche Verhalten gegenüber muslimischen Staaten. Manche hielten ihm Undifferenziertheit vor  oder glaubten, er schüre Ängste vor überwundenen Feindbildern. Scholl-Latour wurde als „Medienscharlatan“ beschimpft, als verantwortungslos gebranntmarkt und der Verbreitung von Halbwahrheiten bezichtigt. Er sei eitel und doziere Ethno- und Politplattitüden. Trotzdem erhielt der Journalist mit Ecken und Kanten viele Journalisten- und Medienpreise für sein Artikel und Bücher. Nie schwamm er in dem Mainstream westlicher Medien oder gab westliche oder amerikanische Standpunkte wieder.

Der Titel des Buches Der Fluch der bösen Tat bezieht sich auf den Aphorismus des Dichters und Dramatikers Friedrich von Schiller: „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend  immer Böses muss gebären.“ So zu lesen in Wallenstein, Die Piccolomini. Das überträgt Peter Scholl-Latour auf die Länder des Vorderen Orients und die politischen und militärischen Interventionen des Westens in dieser Weltregion. Seiner Meinung nach erliegen wir Westler der umfassenden Desinformation durch Amerika, England und Israel. Klar, dass ihn viele des Antiamerikanismus bezichtigten. Mit seinem letzten Buch versuchte der 90-Jährige die Öffentlichkeit über das zu informieren, was die westlichen Mainstream-Medien verschweigen oder verheimlichen müssen. Es ist nicht falsch, darin eine Abrechnung mit den bösen Taten der Amerikaner und ihrer Verbündeten zu sehen, denn die – so Scholl-Latour – schufen durch ihre Fehleinschätzungen und ihr Verhalten viele der explosiven Probleme, unter denen die Länder zwischen Golf und Levante leiden. Besonders das Verhalten der CIA war himmelschreiend  böse und demütigend und nirgendwo kam die Heuchelei westlicher Diplomatie deutlicher zum Vorschein als in jenen Ländern.

Das, was die Amerikaner und ihre Gefolgsleute im Vorderen Orient erreichen wollten, konterkarierten sie mit ihren Fehleinschätzungen, ihrer Arroganz und Unfähigkeit, sich in die Denkweise einer anderen Kultur einfühlen zu können. Selbst an der deutschen Kanzlerin lässt Scholl-Latour kaum ein gutes Haar. Wer Sichtweisen verträgt, die nicht dem allgemein für wahr Geglaubten folgen, wird das Buch verschlingen – und Scholl-Latours Polemik und bittere Stimme vermissen.

Hier finden Sie das finale Werk von Peter Scholl-Latour und können sich selbst ein Bild von seiner Meinung machen! Sollten Sie weiter in das Denken von Peter Scholl-Latour finden wollen, bieten wir Ihnen hier weitere Bücher von ihm und über ihn!

Willst du normal sein oder glücklich? Von Robert Theodor Betz

normal oder glücklichRobert Theodor Betz ist kein Unbekannter. Und das Buch „Willst du normal sein oder glücklich?“ ist auch nicht sein erstes Werk. Seit Jahren veröffentlicht der Psychologe Bücher zur Beziehungskunst und andere psychologische Ratgeber. Er selbst führte ein bewegtes Leben. Als Jugendlicher verbrachte er Jahre in einem katholischen Klosterinternat als Schüler, machte eine Ausbildung zum Industriekaufmann, besuchte anschließend das Abendgymnasium und studierte Sozialpädagogik und Psychologie. Nach diesem Studium arbeitete Betz Jahre lang in Werbeagenturen, später auch in Industrieunternehmen als Marketingfachmann.

Mit 42 Jahren brach er mit dem Leben eines Normalos, erlernte die Reinkarnationstherapie, studierte „Botschaften der geistigen Welt“ und begann „christlich-spirituelle“ Seminare durchzuführen, aus denen sich seine „Transformationstherapie“ heraus entwickelte, um Menschen zu helfen, alle möglichen Probleme und Leiden zu transformieren. Damit erntete Betz natürlich schnell von den etablierten Psychologen Kritik und erhielt das Label „Psychologe auf esoterischen Abwegen“ verpasst. Seine Methode habe keine wissenschaftlich anerkannte Grundlage. Nicht genug damit: Seine Psychotherapiemethode sei sogar gefährlich, liest man im Internet. Seine Thesen seien darüber hinaus ein Appell zum Egoismus und zur sozialen Gleichgültigkeit und seine Texte unlogisch. Willst du normal sein oder glücklich? Von Robert Theodor Betz weiterlesen

Das große Los von Meike Winnemuth

Wahrscheinlich wäre ich an Frage sechs gescheitert. „Welches Adjektiv wird durch das Verdrehen zweier Buchstaben ganz populär?“ A: vollschlank B: korpulent C: beleibt D: übergewichtig. Richtige Antwort: C wie beleibt, denn daraus wird durch das Verdrehen zweier Buchstaben das Wort beliebt. Und das entspricht dem Wort populär. Ich musste einige Zeit überlegen, bis ich auf die Lösung kam und bin mir nicht sicher, ob ich im Fernsehstudio vor Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern in meiner Aufregung auf die Lösung gekommen wäre. Meike Winnemuth konnte die Frage am 11. Oktober 2010 in der Quizshow „Wer wird Millionär?“ beantworten. Und nicht nur diese Frage, denn Sie ging als Kandidatin mit 500.000 Euro nach Hause.

Aber warum blogge ich über Meike Winnemuth? Weil sie eine interessante Frau ist. Die 1960 geborene Journalistin sorgt für Aufsehen. Wenn alle Journalisten mit so viel Einsatz wie sie recherchieren würde, bräuchte es wahrscheinlich keine Gegendarstellungen oder Richtigstellungen mehr. Um über den deutschen Sexmarkt zu schreiben, testete sie Callboys, ihr Freund Prostituierte, die beiden gemeinsam Swingerclubs. Die Frau traut sich was!

Symbolbild Das große LosMeike Winnemuth lässt nach dem Gewinn der 500.000 Euro Beruf Beruf sein und reist in zwölf Monaten um die Welt. Jeden Monat lebt sie in einer anderen Stadt und einer anderen Wohnung. Darüber bloggt sie. Und 2012 wird ihr Reiselogbuch „Vor mir die Welt“ für den Grimme Online Award in der Kulturrubrik nominiert. Die LeadAwards 2012 zeichnen den Blog als „Weblog des Jahres“ aus. Aber es kommt noch besser: Meike Winnemuth schreibt ein Buch über ihre Erlebnisse und prompt wird „Das große Los“ zu einem Bestseller. Untertitel: „Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr.“ Der Mediendienst Kress stellt sie als „Topkopf“ vor, sprich, 2014 ist sie in den Top 100 der meistgeklickten Köpfe auf Kress.

Ich kann die Story zu dem Buch „Das große Los“ kaum glauben. Ihr Verlag schreibt, sie sei zu Jauch gegangen, um finanziell ein bisschen unabhängiger zu werden. Gut, man kann immer noch mehr verdienen. Aber hat eine solche Frau es nötig sich zu Jauch zu setzen? Kann man ihr glauben, dass sie ohne journalistischen Zweck in „Wer wird Millionär?“ auftauchte? Zu ihrer Verblüffung räumt sie groß ab, schreibt der Verlag. Hmmm, zu ihrer Verblüffung? Als Journalistin besteht ein Teil ihres Kapitals aus Allgemeinwissen. Dass Sie nicht glaubte, mit ein paar Zehntausenden aus der Sendung zu gehen, ist für mich unglaubhaft. Auch 100.000 Euro sollte eine Journalistin mit Hause nehmen. Bei 500.000 Euro spielt natürlich auch Glück mit, aber Verblüffung?

Jedenfalls fährt sie weg, fühlt sich verpflichtet, etwas Großes anzufangen, etwas Unvergessliches. Und das besteht für sie darin, ein Jahr lang das Leben zu führen, das sie sich selbst aussucht, ohne Kompromisse. Sie folgt der inneren Stimme. Und am 1. Januar 2011 sitzt sie im Flugzeug nach Sydney. Mit einem kleinen Koffer und einem großen Bibbern, wie sie schreibt. „Das Große Los“ nennt sie ihr Buch, weil sie nicht nur das viele Geld gewann, sondern einen noch größeren Glücksfall erlebte: Das große Los! Hier liegt die Betonung auf Los wie Loslassen, hinter sich lassen, sich von Gewohntem lösen und dann sehen, was passiert. Eine Erkenntnis kommt Meike Winnemuth schnell: Den Geldgewinn bei Jauch hätte sie nicht gebraucht, um den Konjunktiv „Ich würde gerne einmal …“ in den Indikativ „Das mache ich jetzt einfach!“ zu verwandeln. Auch ohne Millionen kann man eine Weltreise machen und die große Freiheit erleben.

Das Buch inspiriert. Zum Beispiel Ballast abzuwerfen, eingefahrene Wege zu verlassen und den Alltag hinter sich zu lassen. Aber Vorsicht: Wenn das alles so einfach wäre, würde die Welt von Weltreisenden wimmeln und unsere Städte wären leer. Die meisten Menschen brauchen nämlich einen festen Rahmen, in dem sie sich bewegen. Mit dem großen Los im Sinne von Loslassen können die wenigsten umgehen, denn die vollkommene Freiheit will bewältigt werden.

Wie Meike Winnemuth dieses große Los bewältigte erfahren Sie hier!

Oder auf Ihrem Reise-Weblog!

 

Pilze suchen

Gestern unterhielt ich mich mit meinem Bruder am Telefon. Da er krank war, bedauerte er es, nicht Pilze suchen zu können. „Jetzt“, so meinte er, „beginnen sie zu wachsen – und ich kann nicht raus. Schlimm, schlimm.“ Ich glaube ihm, dass er gerne Pilze sammeln würde. Früher dachte ich immer, er riecht die Pilze im Wald. Mit fest auf den Boden gerichtetem Blick suchte er sein Pilzrevier ab. Dagegen war es für mich kein Vergnügen, Pilzarten im Wald zu finden. Egal welche. Als Kinder und Jugendliche gingen wir oft zusammen in den Pilze-Wald. Waldpilze sind einfach zu lecker, um sie stehen zu lassen. Nach zwei, drei Stunden hatte mein Bruder meist einen Korb voll Pilze gesammelt, während bei meinem Korb kaum der Boden mit Pilzen bedeckt war. Speisepilze bestimmen war zudem nicht meine Stärke, so dass mein Bruder oft noch die ein oder andere Pilzart aus meinem Korb warf. „Um Himmels willen, was hast du denn da gesammelt? Willst du unsere Familie vergiften?“

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