Julie Heiland

Foto: (c) heike ulrich fotowork
Foto: (c) heike ulrich fotowork

Schon früh begann die Fantasie regelmäßig mit ihr durchzugehen und sowohl Familie als auch Freunde mussten sich ihre Geschichten regelmäßig anhören. Sie liebt das schreiben und lesen über alles.

Nach ihrem Abitur studierte die 1991 geborene Julie Heiland Journalismus und machte nebenbei sogar noch eine Schauspielausbildung. Während alle dem, arbeite sie an ihrem ersten eigenen Roman. 2012 war es dann soweit, das Manuskript zu Bannwald stand und stieß auf Begeisterung. Mittlerweile hat sie auch schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt.

Dieses Jahr, erschien Julie Heiland mit ihrem Debütroman Bannwald auf der Bildfläche der Buchbranche. Und die neu gewonnen Fans können bereits im Oktober in den zweiten Teil „Blutwald“ eintauchen. Seid gespannt!

Schauplatz von ihrem Debüt Roman „Bannwald“ war, wie es schon der Titel erahnen lässt, der Wald. Wie sie in einem Interview verrät, war das bereits ein Ort, der sie schon in ihrer Kindheit verzaubert hat. Das gibt der Geschichte auch etwas persönliches, vor allem weil sie selbst auch große Bewunderung für Protagonistin Robin hegt.

Eine interessante Info an alle Fans wäre noch, dass Julie Heiland sogar Kurse für die Grundlagen des Schreibens anbietet. Wer Interesse hat, kann sie jederzeit gern kontaktieren.

Ich bin gespannt, was wir in Zukunft von Julie Heiland hören und vor allem Lesen werden. Julie Heiland ist in meinen Augen eine Autorin, die man im Fantasy-Bereich auf jedenfall im Auge behalten sollte!

Haruki Murakami – Wenn der Wind singt / Pinball 1973

Haruki Murakamis „verlorene Romane“ Wenn der Wind singt und Pinball 1973 jetzt in einem Band! Wenn der Wind singt / Pinball 1973Eine kleine literarische Sensation, denn die bei Murakami-Fans fast schon legendäre „Trilogie der Ratte“ liegt nun, 35 Jahre nach ihrem Erscheinen in Japan, endlich vollständig auf Deutsch vor. Haruki Murakami – Wenn der Wind singt / Pinball 1973 weiterlesen

Doris Dörrie, Diebe und Vampire

Erinnern Sie sich noch an Männer? Mit diesem Titel feierte Doris Dörrie 1985 ihren Durchbruch. In der Komödie spielte Heiner Lauterbach einen Manager, der Spaß am WG-Leben bekommt. Sein Mitbewohner, gespielt von Uwe Ochsenknecht, entdeckte dagegen plötzlich seine Karrierewünsche. Doris Dörrie, die 1955 in Hannover geborene Arzttochter, kam schon früh zum Film. Gleich nach ihrem Abitur 1973 studierte sie am Drama Department der University of the Pacific Stockton/CA Film und Schauspiel. 1975 nach Deutschland zurückgekehrt, setzte sie ihr Studium an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film fort. Nach ihrem Abschlussfilm „Der Walzer“ arbeitete sie bei verschiedenen Sendern und drehte Kinderfilme, Dokumentation und Fernsehspiele. Mit einem ihrer Filme nahm sie an den Filmfestspielen von Venedig teil.

Doris Dörrie – vielfach ausgezeichnetes Multitalent

1987 veröffentlichte sie ihre ersten Kurzgeschichten. Der Titel der Sammlung lautete „Liebe, Schmerz und das ganze verdammte Zeug“ und zeigte schon die Richtung ihres Schreibens. Viele dieser und späterer Stories verarbeitete Dörrie gleichzeitig in ihren Filmen. Über allem die Frage nach dem Sinn des Lebens inmitten des alltäglichen Stress und modernen Beziehungschaos. Als sie ihjvfasutren 1994 erschienenen Sammelband „Bin ich schön?“ verfilmte, starb ihr Mann an einer Hirnhautentzündung. Das ließ sie noch stärker als zuvor nach dem Lebenssinn suchen, was sich in dem autobiographisch gefärbten Roman Das blaue Kleid und filmischen Arbeiten der Regisseurin und Autorin zeigte.

Für ihr Werk erhielt Doris Dörrie zahlreiche Auszeichnungen aus der Welt des Films und der Literaturszene. 2003 sogar den Deutschen Bücherpreis. Obwohl sie in beiden Welten große Erfolge feierte, sieht sie den Kulturbetrieb heute immer noch als starke männliche Bastion und kämpft für eine Frauenquote in der Filmförderung, weil sie glaubt, dass Frauen hier immer noch nicht ernst genommen werden.

Diebe und Vampire von Dories Dörrie

Zum Thema Schreiben lese ich auf der Internetseite ihres Lehrstuhls für kreatives Schreiben: „Zuallererst ist Schreiben Handwerk. Üben. Weiterschreiben, sitzen bleiben. Ob es dann Kunst ist, stellt sich viel später heraus.“ Dieses Wort der gerade 60 Jahre alt gewordenen multitalentierten eigensinnigen Regisseurin kann jetzt jeder an ihrem neu erschienenen Buch Diebe und Vampire überprüfen.

Das Ernste und das Seichte liegen bei Doris Dörrie nahe beieinander. Mal schreibt sie gefällig, mal existentiell tief, ohne sich festzulegen, was beim Lesen zu Wechselbädern führt. In Diebe und Vampire geht es um Alice, eine deutsche Studentin, die am Strand von Mexiko eine 30 Jahre ältere Amerikanerin kennenlernt. Später treffen sich die beiden in San Francisco wieder und Alice gerät immer stärker in den Bann der älteren Frau, die sie insgeheim „die Meisterin“ nennt, weil sie alles ist, was Alice gern wäre: elegant und selbstbewusst, souverän bei Männern. Und am meisten bewundert Alice an ihr, dass sie Schriftstellerin ist. „Sie schrieb wie niemand in Deutschland über den Alltag von Frauen, dieses unentwirrbare Knäuel aus Männern, Ehrgeiz, Sex, Liebe, Kinderwunsch, Karriere, Schönheit, Alter. Über das Nebeneinander von Bratkartoffeln, Cunnilingus und Kunst. Ich war hingerissen.“

Schriftsteller als Diebe und Vampire

Alice wäre auch gerne eine Schriftstellerin, doch sie sitzt mit Panik vor dem leeren Blatt und statt zu schreiben liest sie obsessiv und vertreibt sich die Zeit mit Männern, die nicht zu ihr passen. Um „die Meisterin“ für sie zu interessieren, denkt sich Alice eine Geschichte aus, die aber ganz anders funktioniert, als sie dachte. Die Schriftstellerin saugt sie aus, denn alle Schriftsteller sind Diebe und Vampire. Sie belauschen ihre Umwelt, um literaturfähiges Material zu heben, auch wenn sie dazu das Schicksal anderer Menschen ausbeuten. Manche lügen auch, um an eine gute Geschichte zu kommen.sdfjht

Der Roman zeigt, was gewählte Vorbilder mit uns machen. Statt sich an Vorbildern zu orientieren, sollten sich junge Menschen selbst ausprobieren, ohne Angst vor den Konsequenzen zu haben. Und Ältere sollten sie nicht ständig warnen und damit die Jugend von ihren Experimenten abhalten. Meint Doris Dörrie. Und ihr Roman verspottet die heutige Literaturszene mit ihren Förderpreisen und immer gleichen Plots. „Aber wer sich einmal wirklich in den Dschungel gewagt hat, weiß, dass er von da ein doppeltes Leben lebt. Eins in der Welt und eines im Dschungel. Ein Schriftsteller lebt zweimal.“ Dass ein Schriftsteller Geschichten aus der Wirklichkeit nimmt, und damit das Objekt, das er beschreibt, eventuell verletzt, ist ein Gang über einen sehr schmalen Grat, konstatiert Dörrie. Klingt autobiographisch.

Hier finden Sie weitere Informationen über Diebe und Vampire!

Butcher’s Crossing von John Williams

Ein literarisches Meisterwerk: In Butcher’s Crossing beschreibt Butcher's CrossingJohn Williams, wie der Mensch aus einem Paradies die Hölle auf Erden macht.

Amerika in den 1870er-Jahren. Will Andrews hat eine große Karriere in Aussicht. Doch er verlässt Harvard, um im Westen sein Ideal von einer ursprünglicheren Beziehung zur Natur zu verwirklichen. Er landet in Butcher’s Crossing, einem Städtchen in Kansas. Butcher’s Crossing von John Williams weiterlesen

Unterwerfung von Michel Houellebecq

unterwerfungUnterwerfung ist ein Buch, das spaltet. Deshalb ist es wichtig, genau zu wissen, um was es in dem Buch geht. Schon der Titel ist missverständlich. Aus der Geschichte kennen wir die Unterwerfung von Völkern durch andere. Imperien wie das römische sind durch brutale Unterwerfung entstanden. Unsere Eltern und Großeltern erlebten noch, dass Hitler im Osten vor allem Russland unterwerfen wollte, um die seiner Meinung nach slawischen Untermenschen den deutschen Herren dienstbar zu machen. Aus dem Geschichtsunterricht kennen wir die Unterwerfung Kaiser Heinrich IV. unter den Papst Gregor VII. als „Gang nach Canossa“. Aber auch in der Psychologie spielt Unterwerfung eine Rolle. Der Mensch kann nicht Mensch werden, ohne sich gesellschaftlichen Regeln zu unterwerfen und so zu seiner eigenen Identität zu finden. Religiöse Menschen glauben, sich einem höheren Wesen unterwerfen zu müssen, um ihr Glück zu finden. Siehe Hiob, der sich in seinem Leiden Gott unterwirft und so wieder ins Glück gehoben wird. In der Körpersprache drückt sich die Unterwerfung eines Menschen aus, Menschen versuchen einander zu dominieren. Rousseau brachte die Unterwerfung selbst in die Staatslehre, denn nur wenn sich alle Menschen einem Gesellschaftsvertrag unterwerfen, kann ein Staat existieren und dem Einzelnen Freiheit innerhalb bestimmter Grenzen garantieren. Die letzten Jahrzehnte wurde die Unterwerfung der Natur durch den Menschen unter ethischen und ökologischen Blickwinkeln diskutiert. Und Sado-Masochisten kennen die Unterwerfung als sexuelles Spiel mit Dominanz.

Bei Michel Houellebecq geht es weder um nackte Tatsachen noch Körpersprache oder imperiale Überfälle. Sein Roman spielt 2022, also in naher Zukunft, und dreht sich um den Literaturwissenschaftler François, der über den dekadenten Schriftsteller Huysmans forscht und gleichzeitig in den Strudel der französischen Präsidentenwahl gerät. Für das höchste französische Amt bewirbt sich neben anderen ein charismatischer Kandidat der Bruderschaft der Muslime. Ihm gelingt es immer mehr Stimmen auf sich zu vereinen, was einen Bürgerkrieg in Frankreich auslöst. In Paris beginnen Tumulte, Aufruhr und Straßenkämpfe verfeindeter Lager und Kulturen. Autos brennen, Menschen werden angegriffen, Geschäfte geplündert und François entschließt sich Paris zu verlassen, ohne dass ihm ein Ziel vor Augen steht. Für ihn beginnt eine Reise in sein eigenes Inneres. Derweil gewinnt die fiktive muslimische Partei mit Hilfe der Mitte-Linken die Präsidentschaftswahl und beginnt Frankreich nach den Werten des Islam umzugestalten.

Der Dumont Buchverlag, der das Buch in Deutschland auf den Markt bringt, sieht Houellebecqs Buch Unterwerfung positiv und schreibt: „Unterwerfung handelt vom Zusammenprall der Kulturen und stellt Fragen zum Verhältnis von Orient und Okzident, von Judentum, Islam und Christentum – Fragen, die heute so relevant sind wie nie. Michel Houellebecq präsentiert sich als furchtloser Gesellschaftsdenker, der die bestimmenden Spannungsverhältnisse unserer Epoche mit großer Ernsthaftigkeit – und zugleich mit virtuoser Ironie – ausdeutet.“

michel-houellebecq-unterwerfung_2Fakt ist, Houellebecq gehört aktuell zu den meistgelesenen europäischen Schriftstellern und ist heftig umstritten. Seine Kindheit und Jugend war gelinde gesagt bewegt: Als Kind in Algerien aufgewachsen, wurde er nach der Scheidung der Eltern zu seiner kommunistischen Großmutter gegeben. Er studierte Landwirtschaft, wurde Landwirtschaftsingenieur, versuchte Film zu studieren, heiratete, konnte die Geburt seines Sohnes nicht verkraften, wurde depressiv, arbeitete als Informatiker, später im Landwirtschaftsministerium als Angestellter. Nebenbei schrieb er immer öfter. Mit Elementarteilchen feierte er 1998 seinen internationalen Durchbruch, bekam aber auch die Kritik an seiner Kritik der narzisstischen Konsumgesellschaft des Westens zu spüren. Vor allem die sexuelle Frustration dieser Gesellschaftsform zieht sich als Leitmotiv durch sein bisheriges Werk.

Was ich in Deutschland immer öfter höre, wenn ich mich mit gesellschaftlich oder politisch engagierten Menschen unterhalte, nimmt auch Michel Houellebecq für sich in Anspruch: weder „links“ noch „rechts“ zu sein. Auf dieser Basis provoziert er. Etwa indem er sagt, Hitler sei nicht schlimmer als Napoleon gewesen. Oder Stalin: Der erscheint ihm sympathisch, weil er viele Anarchisten umgebracht hat. Den Hitler-Kollaborateur Pétain sieht er positiver als De Gaulle, weil er nicht aus Frankreich floh. Den Islam nannte Houellebecq die dümmste aller Religionen, weshalb ihn Islamverbände und die Französische Liga für Menschenrechte verklagten. Grund: „Anstiftung zum Rassenhass“. Das war 2002, doch gab das Gericht die Klage mit dem Hinweis zurück, Religionen zu kritisieren ist ein Grundrecht. Für mich schon fast absurd dabei ist, dass Houllebecq selbst mit der Glaubensbewegung der Raëlianer sympathisiert, der „Bewegung für den Empfang der Außerirdischen, Schöpfer der Menschheit“. Als Symbol verwendet die religiöse Bewegung ein Hexagramm und anfänglich auch ein mit dem Hexagramm verbundenes Hakenkreuz, das jedoch durch ein Windrad ersetzt wurde. Im Glauben der Raeliens sind „Elohim“, wissenschaftlich weit fortgeschrittene menschenähnliche Wesen von anderen Sternen, für die Schöpfungsgeschichte auf der Erde verantwortlich. Erich Däniken lässt grüßen. Die Erde, so glauben sie, sei vor 22.000 Jahren geschaffen worden. Meine Tastatur sträubt sich, die weiteren religiösen Anschauungen dieser Glaubensgemeinschaft niederzuschreiben. Wen es interessiert: Die Wikipedia liefert alle Hintergründe.

Es wundert also nicht, dass viele Houellebecq als Rassisten, Reaktionär und Islamophoben bezeichnen. Die Frage für mich ist: Wie viel von dem, was der Schriftsteller von sich gibt, ist seine Meinung, wie viel ist einfach geschickte marktkonforme Strategie, um von der Literatur leben zu können. In einem jedenfalls ist ein Urteil klar: Houllebecq kann schreiben. Seine Sprache fasziniert in ihrer Beiläufigkeit. Und so stehen die vielen Literaturpreise, die seine Werke einheimsten, für die Würdigung seines Könnens, nicht für seine Inhalte. Dass niemandem Denkverbote auferlegt werden dürfen, ist eine Forderung unserer demokratischen europäischen Lebensordnung. Was verdrängt wird, kommt irgendwann an die Oberfläche. Das gilt auch für die europäische Angst vor dem Islam.

Ob es Muslime, Einwanderer, Homos, Schwarze oder Juden sind: Alle diese Minderheiten sind nicht nur Opfer. Sie sind wie wir, wie jeder von uns. Gut und böse. Vielleicht liegt darin der Vorwurf, den Houellebecq macht: Dass die Antifaschisten, die Frankreichs Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschten, das zu wenig sahen, auf dem Auge der Muslime, Einwanderer, Homos, Schwarzen und Juden blind waren. So betrachtet müssen die Mitte-Links-Kräfte in seinem Roman Unterwerfung 2022 den islamischen Politiker Ben Abbès wählen, um Marine Le Pen zu verhindern und geraten so wie ehemals Pétain in eine Kollaboration, diesmal mit einem Islam, der genauso faschistisch ist, wie es Hitler war. In Unterwerfung konvertiert auch François zum Islam, denn die Saudis zahlen ihm an der islamisch kontrollierten Sorbonne nach der Machtübernahme ein höheres Gehalt. Und er braucht keine jungen Studentinnen mehr zu verführen, sondern darf ganz legal drei Frauen halten, die jüngste davon 15 Jahre alt. Wie schön, dass der neue islamische Präsident im Élysée-Palast intelligenter als Hollande ist, die Kriminalität besiegt und die Arbeitslosigkeit beseitigt!

UnterwerfungUnterwerfung, so kann man das Wort Islam übersetzen. Hingabe der Gläubigen an Allah, aber auch die Unterordnung der Nichtgläubigen unter den muslimischen Gott. Houellebecq nennt die Lektüre des Korans ekelerregend und schreibt: „Sobald der Islam entsteht, macht er durch seinen Willen zur Unterwerfung der Welt auf sich aufmerksam. Seine Natur besteht darin zu unterwerfen. Es handelt sich um eine kriegerische, intolerante Religion, die die Menschen unglücklich macht.“ Und eine Provokation sei sein Roman in keinem Fall. „Ich verdichte eine Entwicklung, die meiner Meinung nach im Bereich des Wahrscheinlichen liegt.“ Die Visionen von einer islamischen Zukunft Frankreichs spielen mit den Ängsten der Franzosen. Die einen haben Angst vor der Herrschaft der Rechten, die anderen vor einer Übernahme Frankreichs durch den Islam.

Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo in Paris hat das Buch Unterwerfung eine noch höhere Brisanz bekommen. Zwar geschieht die Unterwerfung unter den Islam bei Houellebecq friedlich und mit Unterstützung der französischen Linken und Konservativen, doch empfinden immer mehr Menschen den Islam nach dem Attentat selbst in seiner friedlichen Form als Bedrohung und fragen sich, wie viel Blut und Opfer es kosten wird, dass die Jahrhunderte dauernde Geschichte der Befreiung von Religion und ihren unterwerfenden Aspekten in Europa nicht umsonst war. Sie wird Blut und Opfer kosten. Freiheit von Unterdrückung und Dummheit ist nicht umsonst zu haben. Meinungsfreiheit, Aufklärung und Menschenrechte müssen auch von Anhängern des Islam geachtet werden, sonst gibt es keinen Platz für sie in unseren europäischen Kulturgesellschaften. Auch Zeugen Jehovas, Katholiken, Protestanten, Atheisten, Mormonen und andere müssen es sich gefallen lassen, dass man Witze, Comics oder Satire über sie und ihre Glaubensauffassungen macht. Wenn die Diskussionen über Houellebecqs Unterwerfung und das Attentat auf Charlie Hebdo diesen Grundkonsens einer multikulturellen Gesellschaft bestätigen, brächte uns das weiter.

Nehmen Sie teil an der Diskussion über den Roman Unterwerfung von Michel Houellebecq!

Initiative Fairer Buchmarkt: ein Warnsignal

fairer buchmarktSeit August 2014 ist die Initiative Fairer Buchmarkt aktiv. Der Name impliziert, es gäbe einen unfairen Buchmarkt. Und in der Tat: Die acht deutschen Autorenverbände, die sich zur Initiative zusammenschlossen, glauben das. Im Zielfernrohr der 2000 Autoren der Verbände ist Amazon und seine Bücherpolitik. 2000 Autoren wollen Amazon nicht mehr gewähren lassen und schrieben einen Offenen Brief an den Big Boss von Amazon, Jeff Bezos, und seinen deutschen Stellvertreter Ralf Kleber. Ausgelöst wurde dieser Offene Brief durch den Streit Amazons mit den Buchverlagen von Hachette und Bonnier. Weil die beiden Buchverlage nicht gewillt waren, den Forderungen von Amazon nach höheren Rabatten nachzukommen, stellte Amazon die Bücher von etwa 1500 deutschen Autoren auf „nicht lieferbar“ – über Monate. Monate, in denen die betroffenen Autoren weniger verdienten und für den Druck Amazons auf die Verlage benutzt wurden. Hunderte von Autoren in Geisel- oder Sippenhaft, boykottiert von Amazon, um mehr aus den Verlagen herauszupressen.

Damit hatte Amazon den Rubikon überschritten. Die Autoren schlossen sich gegen den amerikanischen Online-Giganten, der hierzulande auch auf dem Gebiet der Steuerzahlungen und des Umgangs mit seinen Beschäftigten in Verruf kam, zusammen. In ihrem Offenen Brief kritisierten sie darüber hinaus, dass Bonnier- und Hachette-Autoren nicht mehr in den Empfehlungslisten von Amazon vorkamen. Damit werde offen, dass Amazon nicht mehr für eine ehrliche Buchkultur stehe. In weiteren Stellungnahmen sieht die Initiative Fairer Buchmarkt durch Amazon die Vielfalt des Buchmarkts bedroht. Amazon wolle vor allem im E-Buch-Bereich seine Monopolstellung ausbauen. Mit dem Offenen Brief lösten die deutschen Autoren eine Welle gegen Amazon aus. Autorinnenverbände aus vielen anderen Ländern schlossen sich den Vorwürfen gegen Amazon an.

fairer buchmarktAber die Initiative Fairer Buchmarkt will keine Eintagsfliege sein. Deshalb geht sie gegen weitere in ihren Augen unfaire Bedingungen auf dem Buchmarkt an. Lese-Flatrates z. B. sind Fallstricke für Autoren und bedeuten den Ausverkauf der Literatur sowie das Unterlaufen der Buchpreisbindung. Viele Regelungen im Vertragsrecht, Urheberrecht oder dem Lizenzrecht seien nicht autorenfreundlich, die E-Book-Piraterie gehöre mit den Mitteln des Rechts schärfer bekämpft. Damit das Schreiben von Büchern auch in Zukunft ein Beruf bleibt, von dem gelebt werden kann. Die Autoren weigern sich billiges Futter für die Hersteller von Lesegeräten herzustellen und wenden sich gegen beleidigend niedrige Honorare für ihre Arbeit.

Dass mit der Initiative Fairer Buchmarkt zu rechnen ist, belegt sie gerade mit der „Aktion Lieblingsbuch“, die sie für den unabhängigen Buchhandel ausdachte. In Hunderten von deutschen Buchhandlungen stellen Autorinnen handsignierte Werke zum Verkauf zur Verfügung. Und eine weitere Aktion für die Frankfurter Buchmesse 2015 ist schon in der Mache. Ich drücke den Autoren von ganzem Herzen den Daumen, dass sie einen langen Atem besitzen. Man kann zwar der Meinung sein, dass im Buchmarkt alles fair zugeht, aber dass Schriftsteller, die bisher von ihrer Arbeit leben konnten, von international agierenden Online-Giganten mit Cent-Beträgen abgespeist werden sollen, das ist ein Verbrechen gegen die Kultur unseres Landes. Bei der Herstellung eines Produkts muss jeder Beteiligte auskömmlich leben können. Oder wollen Sie nicht auch für Ihre Arbeit gut entlohnt werden?

Links dazu:

Initiative Fairer Buchmarkt

Aktion Lieblingsbuch

 

Jojo Moyes: Ein Bild von dir

Das deutsche Cover des Buchs Ein Bild von dir zeigt als eine Art farbigen Scherenschnitt eine Briefleserin vor den Feldern und Gebäuden eines französischen Ortes mit Dorfkirche. Schon von außen berührt „Ein Bild von dir“ mit seinem Motiv und seinen Farben. Der Rowohlt Verlag versteht es gekonnt, seine Erfolgsautorin Jojo Moyes in Szene zu setzen. Praktisch alle bisherigen deutschen Buchcover zu den Titeln der in London geborenen britischen Journalistin und Schriftstellerin sind ähnlich gestaltet: Jojo Moyes: Ein Bild von dir weiterlesen

Werner Bartens: Bücher und Person

Werner Bartens: Zur Person

Wie Berührung hilftWahrscheinlich kennen Sie den Mann, der in der Nähe von München lebt, aus dem Fernsehen. Immer wieder tritt er in Talkshows auf. Maischberger. Plasberg. Dort äußert er sich zu Themen im Grenzbereich von Medizin und Psychologie. Seit über 70 Wochen steht sein Buch Was Paare zusammenhält in der Paperback-Bestsellerliste von Spiegel. Und das neue Bartens-Buch Wie Berührung hilft wird wohl auch ein Ratgeber-Bestseller. Denn der 1966 in Göttingen geborene Werner Bartens, weiß, wie Wissenschaft zu vermitteln ist. Von 1985 bis 1995 studierte er an verschiedenen Universitäten im In und Ausland Medizin, Geschichte und Germanistik. Der ungewöhnliche Studiosus muss seine Vorlieben in ihrer ganzen Breite verwirklicht haben. Nach dem Studium arbeitete er bis 1997 als Arzt, um sich dann als Sachbuchautor und Wissenschaftsjournalist einen Namen zu machen. Zahlreiche Preise ab 1997 belegen seine Fähigkeit, auch schwierige wissenschaftliche Themen in einer allgemein verständlichen Sprache in die breite Öffentlichkeit zu bringen. Werner Bartens: Bücher und Person weiterlesen

Kinder der Freiheit von Ken Follett

1. 216 Seiten dick ist „Kinder der Freiheit“ von Ken Follett. Kein Wunder, dass es zwei Übersetzer braucht, um dieses Mammutwerk aus dem Englischen ins Deutsche zu übertragen. In der ersten Zeile richtet Follet den Blick des Lesers auf Ostberlin 1961. Dort bekommt Rebecca Hoffmann zufällig mit, dass ihr Mann bei der STASI arbeitet und sie überwacht. Ein Schicksal, das sie, wie wir seit 1990 wissen, mit vielen anderen DDR-Bürgern teilte. Und wie bei anderen, die diese Tatsache erst viele Jahre später Kinder der Freiheit von Ken Follett weiterlesen

Autorenfragebogen von Carla Norton

Beschreiben Sie sich mit drei Worten!

Fantasievoll, diszipliniert, dankbar.

Was macht Ihnen schlechte Laune, was macht Ihnen Freude?

Schlechte Laune macht mir, mit fiesen Leuten umzugehen und mich um kaputte Sachen zu kümmern.
Ich freue mich natürlich immer, einen Roman zu Ende zu schreiben! Und dann natürlich noch Klassiker wie tolles Wetter am Strand, schnell und gut Skifahren oder zu einer fetzigen Band tanzen.

Sie können Frühstück, Mittag- und Abendessen an drei unterschiedlichen Orten auf der Welt einnehmen – wohin führt Sie diese Reise?

Frühstück: Das Firesign  Café am Lake Tahoe in Kalifornien, wo ich eine Vollkorn-Nuss-Waffel mit heißer Blaubeer-Himbeer-Soße bestellen würde.
Mittagessen: Ein entspanntes Picknick unter dem blauen Himmel Südfrankreichs, mit viel Wein und verschiedenen Sorten Käse, bitte!
Abendessen: Am liebsten das frischeste, leckerste Sushi und Sashimi in Tokyo.

Kaffee oder Tee?

Ich bin ein wahrer Koffein-Junkie, also ist mein Tag angefüllt mit beidem: Kona Kaffee mit Sojamilch ist morgens bei mir ein absolutes Muss, dann Cappuccino oder Earl Grey am Nachmittag und nach dem Abendessen gibt’s oft noch einen Pfefferminztee.

Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?

Eine Szene schreiben, die ich so gern mag, dass ich nicht aufhören kann, sie immer wieder zu lesen, dann ein wenig Bewegung an der frischen Luft, gefolgt von einem leckeren Abendessen mit guten Gesprächen.

Woher kommen die Inspirationen zu Ihren Büchern?

Sich etwas auszudenken ist einfach – nur die Umsetzung ist schwierig. Ideen kommen mir eigentlich nonstop – aus Träumen, Gerüchen, Gesprächsfetzen – aber die meisten sind kaum zu gebrauchen. Also nehme ich mir eine Idee nach der anderen vor, experimentiere damit und schreibe sie immer wieder um, bis etwas entsteht, mit dem es sich lohnt, weiterzuarbeiten.

Neben der Arbeit als Schriftsteller – was wären alternative Berufe für Sie? Und warum?

Ich habe ziemliches Glück, vom Schreiben leben zu können, und ich kann mir nichts anderes vorstellen, das ich lieber täte. Als ich acht war, wollte ich die jüngste Schriftstellerin der Welt werden; es hat dann doch etwas länger gedauert als ich gehofft hatte, bis ich meinen ersten Roman veröffentlicht habe!

Als ich noch klein war, wollte ich eine Zeit lang Jockey werden, denn mein Großvater züchtete Pferde. Sogar professionelle Tänzerin hätte ich mir damals vorstellen können. Aber realistisch gesehen könnte ich wohl Literatur und Kreatives Schreiben an einem College oder einer Universität unterrichten.

Haben Sie einen Lieblingsautor? Wer ist es und weshalb?

Eigentlich bin ich viel zu flatterhaft, um mich wirklich auf einen Liebslingsautor festlegen zu können – es gibt so viele großartige Schriftsteller auf der Welt! Aber es ist schwer, Ken Kesey zu überbieten. „Einer flog über das Kuckucksnest“ ist in jeder Hinsicht brilliant: lebhafte Charaktere, erstaunliche Prosa und perfekte Struktur.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Karen Engelmanns historischen Roman “Das Stockholm Oktavo”, „Das fünfte Zeichen“ von Jo Nesbo und Jon Ronsons herrlich ironisches „Die Psychopathen sind unter uns“.
 
Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?

Eine Freundin gab mir „Eat, Pray, Love“ von Elizabeth Gilbert, als ich gerade eine schwierige Zeit durchgemacht habe und es half mir sehr. Ich war bereits in Italien und Indien, weswegen ich mit dem Buch noch mehr verbinden konnte. Und Gilbert schreibt wirklich schön!

 Gibt es ein Buch, das Sie geschenkt bekommen haben, und das für Sie eine besondere Bedeutung hat? Warum?

“Das Schweigen der Lämmer” von Thomas Harris ist einfach nur klasse. Ich habe es drei oder vier Mal gelesen.

Welche Person – aus Roman, Film oder dem öffentlichen Leben – würden Sie gerne treffen? Und was würden Sie zu ihm/ihr sagen?

Es würde sicher mehr Eindruck machen, wenn ich jetzt Shakespeare, Martin Luther King oder John Lennon sagen würde. Aber ehrlichgesagt würde ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, zu George Clooney zu sagen: „Ja, danke Liebling, ich hätte gern noch etwas Champagner.“

Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gerne Zeuge gewesen?

Das ist eine schwierige Frage, oder nicht? Wie soll man sich da entscheiden? Vielleicht Ghandis Wanderung ans Meer.

Wenn Sie die berühmten drei Wünsche frei hätten, wie sähen sie aus?

Das ist einfach – Nur drei kleine Wünsche! Erstens: Jeder auf der Welt sollte Lesen und Schreiben können, zweitens: Genug Wasser und Nahrungsmittel für alle, und drittens: In jeder Regierung der Welt müsste der Anteil von Männern und Frauen genau umgekehrt sein.

Was ist Ihre Lebensphilosophie?

Nimm nichts für selbstverständlich hin. Sei großzügig, sei dankbar und liebe so viel du kannst.

Haben Sie schon das nächste Projekt im Kopf?

Ja, danke der Nachfrage. Ich stecke gerade mitten in der Arbeit an einem Sequel zu “Und nachts die Angst“ … und ich  kann kaum erwarten, wie es ausgeht!