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Wer gerne liest, kann mit dieser Leidenschaft schöne Preise gewinnen: durch das Verfassen von Kommentaren auf Weltbild.de. Zwei Aktionen, die gerade auch für Vielleser interessant sind, können dort zum Erfolg führen, sowohl durch die Lektüre von Büchern als auch von Leseproben.

Aktion „Testleser gesucht“ mit Vorab-Leseproben

Hier geht es um Bücher, die noch nicht erschienen, für die aber schon Vorab-Leseproben verfügbar sind. Um zum Kreis der Testleser zu gehören, melden Sie sich einfach zum Testlese-Newsletter an, der Sie über die jeweils aktuelle Testlese-Aktion informiert. Falls Sie sich dann zur Teilnahme entschließen, lesen Sie die Vorab-Leseprobe und geben Sie Ihren Leseeindruck mit Hilfe der Kommentarfunktion wieder. Lesen, kommentieren und gewinnen auf Weltbild.de weiterlesen

Das Leseexemplar

leseexemplarDas Leseexemplar definiert der Duden als (noch ungebundenes) Exemplar eines Buches, das jemandem zugeleitet wird, damit er sich über den Text informieren kann. Es scheint einen deutlichen Unterschied zwischen Leseexemplar, Leseautomat, Lesebrille, Lesebuch, Lesedrama, Leseecke, Leseförderung, Lesefrucht und Lesefutter zu geben. Die genannten Begriffe definiert der Duden in eigenen Wörterbuch-Einträgen. An Brecht und Co. am Gymnasium geschult, betrachte ich den Unterschied zu einigen der genannten Begriffe kritisch. Ein Leseexemplar – ist das nicht auch ein Lesebuch? Sicher ist ein Leseexemplar doch auch Lesefutter und Leseförderung, oder? Und manchmal wird ein Leseexemplar auch ein Lesedrama sein, denke ich. Der Duden mag eine Institution sein, aber eine kritische Annäherung darf sein.

Falsche Meinungen zum Leseexemplar

Was ist ein Leseexemplar? Dieser Frage begegne ich in Foren und Frage-Antwort-Seiten. So lese ich: „Wisst ihr, was es bedeutet, wenn ich bei Ebay ein Leseexemplar kaufen kann? Gibt es die auch anderswo?“ Die Antworten und Vermutungen sind zahlreich.

Leseexemplare seien Neuerscheinungen, die an den Handel verschickt werden, um die Verkaufsfähigkeit besser abschätzen zu können. Als langgedienter Verlagsmitarbeiter kann ich sagen: Falsch. Zu 99 Prozent ist die Auflagenhöhe, die von einem Buchtitel gedruckt werden soll, festgelegt, wenn Leseexemplare verschickt werden. Leseexemplare, so heißt es anderswo, werden mit einem Stempel oder Eindruck „Leseexemplar“ entwertet, um einem schwunghaften Handel mit ihnen vorzubeugen. Stimmt. Meistens. Ich hatte jedoch Leseexemplare in der Hand, die der Verlag nicht auf die beschriebene Weise kennzeichnete. Eine weitere Antwort erklärt, Leseexemplare sind Vorabexemplare für Buchhändler, damit die sich über den Buchinhalt informieren können. Sie seien unverkäuflich, weil es sich um nicht vollständig korrigierte Texte handelt. Hier mischt sich Halbwahrheit mit Halbwahrheit. Richtig ist: Leseexemplare bekommen manche Buchhändler. Aber auch manche Feuilletonisten oder Buchblogger, damit sie den neuen Titel vor Erscheinen oder zum Erscheinen besprechen und ihn so bekannt machen. Leseexemplare müssen nicht Vorabexemplare sein. Oft zweigen sie Verlage von der regulären Auflage ab. Unverkäuflich sind sie nicht, wie der Ebay-Fall von oben zeigt. Aber sie sind gratis für die Menschen, denen sie ein Verlag schickt. Und ja: Manchmal handelt es sich um Texte, die noch nicht ihre endgültige Form gefunden haben. Jedoch nicht immer.

leseexemplarSelbst die deutschsprachige Wikipedia ist nicht 100%ig, wenn es um das Leseexemplar geht. Sie meint, ein Leseexemplar sei eine speziell erstellte Druckausgabe einer Buchveröffentlichung für Buchhändler und Literaturkritiker. Nein, nein, nein! Ein Leseexemplar muss keine eigens erstellte Druckausgabe sein! Und wenn die Wikipedia der Meinung ist, Leseexemplare seien meist von geringer wertiger Ausstattung als die eigentliche Druckausgabe, fehlt mir dafür der Beweis. Meine Erfahrung ist eine andere. Druckausgaben müssen Leseexemplare heute übrigens ebenfalls nicht mehr sein. Digitalen Leseexemplaren begegne ich immer wieder. In diesem Fall spricht die Verlagswelt von kostenlosen E-Book-Downloads für Rezensenten. Einige Verlage bieten Gratis-Downloads in ihrem Pressebereich an. Leseexemplar-Anforderer bekommen einen persönlichen Download-Link für das E-Book.

Das Leseexemplar für jeden

Im Internet sind Ratgeber-Seiten zu finden, die den Eindruck erwecken, Leseexemplare seien kinderleicht zu bekommen. Man bräuchte sich nur „verstärkt“ mit Literatur zu beschäftigen, um einen Verlag zu erweichen, einem ein Leseexemplar zukommen zu lassen. Schön höflich schreiben, Wunschbuch konkret benennen und die eigenen Daten angeben. Am besten die Pressestelle des Verlags anschreiben. Einfach als Testleser bewerben oder an Verlosungen für Vorabexemplare teilnehmen, die Verlage danken es Ihnen und freuen sich, wenn Sie Ihnen gratis ein Leseexemplar schicken dürfen. Seriöse Internetratgeber schreiben über das Thema, wie kann ich lesen ohne zu bezahlen, wenigstens noch dazu: Verlage sind eher bereit, ein kostenloses Buch zu schicken, wenn man einen bereits etablierten Literaturblog oder ähnliches nachweisen kann.

Leseexemplare für Multiplikatoren

Do ut des. Aus dem Lateinischen übersetzt: Ich gebe, damit du gibst. Dieses Prinzip steht hinter der Leseexemplare-Idee. Leseexemplare sind Mittel des Verlagsmarketings. Verlage versuchen mit ihnen Literaturvermittler zu erreichen, so genannte Multiplikatoren, über die sie ihre Zielgruppe ansprechen und ihre Neuerscheinungen bekannt machen können. Leistung nur gegen Leistung. Das Leseexemplar mag gratis zu bekommen sein, die Kosten des Verlags muss der Literaturkritiker jedoch mit seiner Rezension und seinen eigenen Lesern bezahlen. Leseexemplare sind keine Freiexemplare. Freiexemplare? Ja, Freiexemplare verschicken Verlage ebenfalls. Freiexemplare sind keine Leseexemplare. Dazu aber in einem anderen Buchwissen-Beitrag mehr.

Bei Weltbild können Sie als Testleser zwar keine Leseexemplare anfordern, aber trotzdem gratis lesen!

 

Bestseller und Bestsellerlisten: Bedeutung, Nutzen, Herkunft

Wie schreibt man einen Bestseller? Es ist eigentlich ganz einfach: Man schreibt ein Buch und setzt es auf eine Bestsellerliste. Klingt irgendwie ZU einfach, kann man aber durchaus so sagen. Siehe unten.

Erik Axl Sund - Narbenkind
Erik Axl Sund – Narbenkind

Ein „echter“ Bestsellerautor wie Erik Axl Sund zu werden, der aktuell mit gleich drei Titeln unter den Top 20 der Spiegel Paperback-Bestsellerliste vertreten ist, ist natürlich nicht ganz so leicht. Aber auch dazu später mehr. Bestseller und Bestsellerlisten: Bedeutung, Nutzen, Herkunft weiterlesen

Stichwort Taschenbuch

Aus Frage-Antwort-Portalen wie Helpster, Yahoo Clever oder gutefrage finde ich regelmäßig die Frage: Was ist ein Taschenbuch? Oder was ist ein Paperback? Ist eine Broschur auch ein Taschenbuch? Die Antworten darauf zeugen von mehr oder minder tiefem Wissen zur Buchherstellung oder der buchhändlerischen Verwertungskette. Wiktionary meint, ein Taschenbuch sei ein kleinformatiges Buch mit „gewöhnlich weichem Einband“ und charakterisiert das Taschenbuch als Wortzusammensetzung besonderer Art. Der erste Teil kommt von Tasche und beschreibt den zweiten Teil Buch einschränkend, determiniert ihn. Deshalb ist das Wort Taschenbuch ein Determinativkompositum. Auf Wiktionary erfahre ich weiter, dass Taschenbücher gewöhnlich etwas preisgünstiger sind als andere Bücher und im Englischen von Paperback oder Pocketbook die Rede ist. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache unterscheidet zwei Bedeutungsvarianten des Begriffs. Danach kann ein Taschenbuch einmal ein Buch in obigem Sinn sein, andererseits ein Buch, das ein Thema umfassend, aber knapp darstellt („Taschenbuch der Elektrotechnik“, „Statistisches Taschenbuch für Deutschland“). Diese zweite Form des „Taschenbuchs“ kann – buchherstellerisch gesprochen – sogar fest gebunden sein, was das „eigentliche“ Taschenbuch von der Buchherstellung aus betrachtet, nicht ist. Nur das kleinformatig verstandene Taschenbuch soll hier im Fokus stehen.

Was macht ein Taschenbuch aus?

Das Taschenbuch ist nicht nur kleinformatig, sondern hat auch eine besondere Form des Einbandes, nämlich einen aus dünnem Karton oder dickem Papier, jedenfalls keinen harten Einband wie das so genannte gebundene Bücher haben, auch Hardcover genannt, abgekürzt HC. Die Seiten werden beim Taschenbuch nicht geheftet oder mit dünnen Fäden verbunden und dann noch verleimt, sondern sie werden nur geklebt (Klebebindung). Das ist ein sehr billiges Verfahren und es ist erstaunlich, wie wenig ein Taschenbuch in der Herstellung kostet, wenn die Auflagen entsprechend hoch sind. Je höher die Auflagen eines Buches, desto geringer der Herstellungspreis. So ist das Taschenbuch ein Buch für die Massen geworden.

Eine kleine Geschichte des Taschenbuchs

Wenn man will, kann man schon manche antiken christlichen Schriften als Taschenbücher bezeichnen, die aus der Zeit der Christenverfolgung stammen. Diese Schriften waren oft nur wenige Zentimeter groß, damit sie nicht entdeckt wurden. Mittelalterlicher Vorläufer des Taschenbuchs war das Beutelbuch, das im Beutel eingewickelt transportiert oder am Gürtel befestigt werden konnte. Im 18. Jahrhundert richteten sich Almanache an Frauen des Bildungsbürgertums („Taschenbücher für Frauenzimmer“), für die selbst Goethe und Schiller schrieben. Mit den Reclam-Taschenbüchern, deren erste Titel in der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen, nähern wir uns stark dem, was wir heute unter einem Taschenbuch verstehen. Allerdings wurden auch andere Buchreihen als Taschenbücher bezeichnet, nämlich nützliche kleinformatige Bücher, die neben Kalender und genealogischen Nachrichten viele weitere praktische Hilfen oder Anweisungen beinhalteten. Diese Form des Buches war das, was heute Smartphones mit hilfreichen Apps sind. Und noch etwas: Was wir heute unter den Begriff Jahrbücher subsummieren, bezeichnete man im 19. Jahrhundert ebenfalls als Taschenbuch.

Ende des 19. Jahrhunderts druckten innovative Verlage immer mehr preisgünstige Bücher oder Hefte für breite Leserkreise. Vor allem britische Verlage waren damals die Wegbereiter des modernen Taschenbuchs und der deutsche Ullstein Verlag eiferte ihnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach. Anfänglich druckten die deutschen Verlage noch fadengeheftete Bücher, während sie schon auf den harten Umschlag verzichteten. Der Oscar Brandstetter Verlag in der damaligen Buchmetropole Leipzig brachte die ersten deutschen Taschenbücher, wie wir sie heute kennen, auf den Buchmarkt, preisgünstige Bücher mit farbigen Umschlägen aus Karton. Ende der 1930er Jahre perfektionierten in Deutschland die Verlage Scherz und Goldmann die Taschenbuchproduktion, doch den endgültigen Durchbruch des Taschenbuchs erlebten die Deutschen erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Rowohlt Verlag auf Zeitungspapier im Rotationsverfahren begann die Rowohlts-Rotations-Romane (rororo) zu drucken. 1950 erschienen ebenfalls bei Rowohlt die ersten Taschenbücher mit den heute noch annähernd gültigen Maßen von 11 x 18 Zentimeter. Jetzt setzte sich die Klebebindung auf ganzer Linie durch, weil Emil Lumbeck das Verfahren „Lumbecken“ erfand (aufgeraute Buchblöcke werden an den Buchrücken geklebt). Allerdings blieben selbst diese Taschenbücher noch bis 1961 rückseitig mit einem Leinenband beklebt. So lange dauerte der Abschied vom Leinenrücken des gebundenen Buches!

Das Taschenbuch in der bisherigen Verwertungskette

Nach und nach stiegen immer mehr Verlage in die Taschenbuch-Produktion ein und es entwickelte sich eine Verwertungskette der Buchinhalte, die zum Teil noch heute Bestand hat. Zuerst erscheint in einem so genannten Originalverlag das Hardcover, also die fest gebundene Ausgabe eines Werks. Dieses Buch soll die Investitionen in den Inhalt und die Herstellung einspielen und für Gewinne des Verlags sorgen. Erst geraume Zeit später vergibt ein Verlag vom Hardcover eventuell die Lizenz an einen Taschenbuchverlag oder lässt die eigene Taschenbuchabteilung das Buch als Taschenbuchausgabe drucken. Der Verlag druckt das Hardcover jedoch so lange nach, als Nachfrage nach dem gebundenen Buch besteht. Erst wenn die Nachfrage nach dem gebundenen Buch nachlässt, denkt ein Verlag an einen Druck im Taschenbuch. Weil das Taschenbuch viel günstiger ist als das Hardcover, kann das Taschenbuch den Verkauf des Titels noch einmal beflügeln, selbst wenn die Gewinne dabei schmelzen.

Die Digitalisierung als Bedrohung des Taschenbuchs

Durch die Digitalisierung wandelt sich diese Verwertungskette im deutschen Buchhandel. Schon in den letzten Jahrzehnten gründeten sich reine Taschenbuchverlage, die einen Titel nicht mehr als Hardcover herausgaben, sondern nur noch als Taschenbuch, um durch den niedrigen Preis breite Lesergruppen anzusprechen. Seit Jahren befördert die Digitalisierung den Wandel der Verwertungskette. E-Books und E-Book-Reader geben Verlagen heute die Möglichkeit an die Hand, statt Taschenbücher zu drucken Inhalte kostengünstig auf Servern zu lagern und über E-Book-Plattformen zu vertreiben. Als E-Book bleibt ein Titel „ewig“ lieferbar und die Lagerungskosten entfallen fast. Das Risiko ist gegenüber einer Taschenbuch-Druckauflage minimal. Nur wenn sicher davon ausgegangen werden kann, dass sich ein Buchtitel in großer Zahl nach dem Auslaufen eines Hardcovers verkaufen wird, erwägt der heutige Verlag noch den Druck eines Taschenbuchs.

Reine E-Book-Verlage überspringen nicht nur die Verwertungsstufe des Hardcovers, sondern auch die des Taschenbuchs und veröffentlichen ein Manuskript nur noch digital. Die Herstellung eines solchen Buches ist nicht ganz so aufwändig wie die eines Buches, aber immer noch ein ernst zu nehmender Kostenfaktor. Gespart werden kann vor allem an den Druckkosten. Da aber immer mehr Autoren als so genannte Selfpublisher in „Heimarbeit“ ihre Bücher unter Ausschaltung der Verlage veröffentlichen, erfasst der Wandel der Verwertungskette auch die Verlage und stellt ihre bisherige Funktion teilweise in Frage. Das aber ist ein spannendes neues Thema für unsere Reihe Buchwissen, das ich in einem eigenen Blog angehen will.

Lektorat: Ist der Lektor eine bedrohte Art?

LektoratHeute las ich einen Artikel, in dem die Zukunft des literarischen Lektors in Frage gestellt wurde. Das Selfpublishing der Autoren führe dazu, dass nach und nach Verlage und damit auch das Lektorat sterben werde. Schon heute könnten sich viele Verlage keinen Lektor mehr leisten, vielleicht werde noch im „hochliterarischen“ Bereich lektoriert, aber schon im wissenschaftlichen Bereich spiele der Lektor als Berufsgruppe des klassischen Verlags keine Rolle mehr.

Als ich vor vielen Jahren in einem Buchverlag mein Arbeitsleben begann, hatte dieser Verlag noch eine Abteilung Lektorat. Die Frage, ob der gleiche Verlag heute noch ein Lektorat hat, kann ich verneinen. Der Verlag hat das Zeitliche gesegnet und damit ist auch sein Lektorat untergegangen. Übrigens existiert der zweite Verlag, in dem ich vor mehr als zehn Jahren noch arbeitete, ebenfalls nicht mehr. Dort sprach man von Redaktion statt Lektorat. Auch dieser Verlag hat die Pforten geschlossen. Auch dort sind die entsprechenden Lektoratsstellen verschwunden. Okay, mag mancher sagen, das ist für die Betroffenen sicher nicht schön, aber ist es schlimm? Diese Frage ist nicht einfach mit JA oder Nein zu beantworten, schauen wir uns das Aufgabenfeld des klassischen Lektors doch an: Machen Sie sich selbst ein Bild!

Die deutschsprachige Wikipedia schreibt, das Arbeitsfeld des Lektors bezieht sich zunächst auf die Rechtschreibung, die Grammatik und den Stil eines Manuskripts. Das kann ich bestätigen. Aber muss ein Autor nicht Rechtschreibung, Grammatik und Stil beherrschen? Er sollte. So wie ein Schüler nach einer bestimmten Zeit Bruchrechnen oder ähnliches beherrschen sollte. Sie verstehen, was ich meine. Auch Autoren fliegen – bildlich gesprochen – hin und wieder aus der Kurve wie ein Autofahrer, der zu schnell fährt. Autoren übersehen Rechtschreibfehler oder Grammatikfehler, wenn sie im Schreibrausch (modern „flow“) ihre Handlung entwickeln. Die Manuskripte von Autoren beweisen es. Und erst der Stil: Nicht jeder Autor merkt, wenn er den Leser langweilt oder schiefe Vergleiche benutzt. Ich kann hier nicht auf alle Details dieser Arbeit eingehen, aber ich wage zu behaupten, dass mancher Autor ohne einen guten Lektor nicht bekanntgeworden wäre. Der Einfluss von Lektoren geht sehr weit, nicht selten sind sie als Co-Autoren für den Erfolg von Büchern verantwortlich – ohne dass ihr Name auf dem Buch-Cover erscheint. Viele Lektoren waren die besseren Autoren und erkannten das auch, indem sie sich als freie Schriftsteller einen Namen machten und aus dem Schatten des Literaturbetriebs heraustraten: Peter Rühmkorf, Elias Canetti, Oskar Loerke, Hermann Kasack, Horst Bienek, um nur ein paar zu nennen.

Schon in den letzten Jahrzehnten veränderte sich der Beruf des Verlagslektors dynamisch und erweiterte sich. Hatte ein Lektor noch nach dem Krieg nicht viel mehr zu tun, als Manuskripte zu beurteilen und zu „lektorieren“, wurde der Beruf in den letzten Jahren um einiges spannender, denn der Lektor avancierte zum Produkt-Politiker, zum Produkt-Marketer. Ich selbst erlebte das dahingehend, dass von mir verlangt wurde, das Verlagsprogramm eines Verlags mitzuentwickeln, also Vorschläge für Buchprojekte zu machen, die zur Verlagszielgruppe passten, dafür Autoren (Übersetzer, Korrektoren, Fachleute …) zu suchen und ein Konzept zur Vermarktung des Buches zu entwickeln. Ach ja, und das Coaching der Autoren nicht zu vergessen, Verständnis für Schreibblockaden zu haben, den Autoren unter die Arme zu greifen, sie psychisch zu unterstützen und und und

In den letzten Jahren konnte ich beobachten, dass sich durch die Digitalisierung Lektoratsdienstleistungen zu verlagsexternen Dienstleistern wie Literatur-Agenturen oder freie Lektorate verlagerten. Der Verlagslektor, wo es ihn noch gab, wurde zum Produkt-Manager, der das Lektorat, Korrektorat, das Verlagsmarketing etc. koordinierte und dafür sorgte, dass Buchprojekte so wie sie der Verlag brauchte, abgeschlossen wurden. Das Lektorat spaltete sich stark auf. Große Lektoratsfirmen entstanden kaum, meist bot sich der Beruf des Lektors für Germanistik-Studentinnen (die Mehrzahl) oder -Studenten an, die keine andere Stelle fanden. Lektorieren konnte jeder, dazu brauchte und brauchte es keine Prüfung oder sonstige Zulassungen. Ein ungeschützter freier Beruf. So ergab sich in den letzten Jahren für Verlage, die sich noch ein externes Lektorat leisten konnten, die Frage, welche Lektorin, welcher Lektor Qualität liefert. Mit schwankendem Ergebnis.

Schon 2006 veröffentlichte Gunther Nickel unter dem Titel „Krise des Lektorats?“ Berichte von Lektoren über die Gefährdungen ihres Berufs. Darin Beiträge von Denis Scheck und Dieter Wellershoff. Heute verlagert sich die Sicht auf Bücher immer mehr in Richtung Marketing, der Inhalt scheint immer weniger Bedeutung zu haben. Zu spüren ist das schon an den Covern, dem Design der Bücher: Hier wird stärker investiert als früher. Autoren wie Frank Schätzing, Toni Morisson oder J K Rowling lassen sich zu Popstars aufbauen, wenn nicht gleich aus dem Pop- und Medienbetrieb bekannte Gesichter einfach mittels Ghostwritern zu Autoren auf Zeit gemacht werden. So glauben Verlage heute das sichere Buchprodukt generieren zu können. Gehälter von Spitzen-Autoren gehen durch die Decke, für die breite Autorenmasse bleiben die Brosamen übrig. Event-Kultur hat sich im Buchhandel ausgebreitet und es braucht nur wenige Star-Autoren, um das Milliardengeschäft am Laufen zu halten.

Durch die Segnungen der Digitalisierung wissen Internetbuchhändler heute genau, was potentielle Leser auf ihren Seiten suchen. Die Spürnasen von Lektoren braucht es dazu nicht mehr. Wenn über eine geraume Zeit immer wieder Bücher über sagen wir den Flughafenbau gesucht werden, wissen Verlagsdirektoren, welchen Buchtitel sie schnellstmöglich in Auftrag geben sollten. Mit dem, was früher unter Bildungsbürgertum verstanden wurde, hat der landläufige Buchhandel nichts mehr zu tun. Im Zeitalter der E-Books können die Server sogar auswerten, welches Kapitel eines Buches besonders intensiv gelesen wurde. Zumindest weiß ein Buchhändler im Netz, wie viele Leser sich für ein Buch, in dem eine Katze verschwindet und wiedergefunden wird, interessieren. Je größer die Zahl der Interessenten, desto größer der Umsatz. Da braucht es auch kein großes Buchmarketing mehr, der Titel braucht nur noch bei Google suchmaschinenoptimiert oder per Anzeige sowie in der eigenen Shopsuche auftauchen und schon klingelt die Kasse.

Einen Lektor mit oder ohne Doktortitel braucht es in dieser neuen Welt des Buches höchstens noch als Einzelfirma, die in selbstausbeuterischer Weise für ein Putzfrauen-Honorar die von Autoren-Duos und Autoren-Kollektiven nach den Vorgaben der (Produkt-) Suchmaschinen produzierte „Contents“, wie es verräterisch heißt, wenigstens ein wenig in Form bringen, was Rechtschreibung, Grammatik und Stil angehen. Damit wäre der Lektoratsberuf wieder dort angekommen, wo er vor Jahrzehnten schon angesiedelt war. Nur dass die Angelas, Hilkes, Bettinas und wie sie alle heißen nicht mehr in den heiligen Hallen eines Verlags, sondern daheim im Wohnzimmer am Arbeitstisch über Formulierungen brüten, ohne ihr früheres Ansehen und ihr ehemals gesichertes und einem Akademiker angemessenes sicheres Gehalt. Ob freie Lektoren heute wenigstens den Mindestlohn pro Stunde verdienen, dürfte nicht immer gesichert sein. Berufsrisiko.

Welttag des Buches – 23.04.2013

Hauptlogo Welttag des BuchesAn alle Lese-Fans:

Den 23. April 2013 müsst ihr euch in eurem Kalender ganz dick markieren, denn es ist der Welttag des Buches. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen starten die Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte„.

Was ist der Welttag des Buches?

Der Welttag des Buches wird deutschlandweit in Buchhandlungen, Verlagen, Schulen und Bibliotheken gefeiert. Einen Tag lang können Lesebegeisterte, bereits zum 17. Mal, an diesem UNESCO-Welttag ein riesengroßes Fest feiern.

Seit 1995 gibt es diesen Feiertag am 23. April, der von der UNESCO weltweit eingerichtet wurde. Er ist für das Lesen, die Bücher, die Kultur des geschriebenen Wortes und ebenso für die Rechte der  Autoren gedacht.

Seit 2005 gibt es auch eine Spendenaktion zum Welttag des Buches, organisiert vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Baden-Württemberg. Dabei gehen an diesem Tag 25 Cent pro verkauftem Buch an ein UNICEF-Projekt. Das Projekt kann unter anderem eine Lese- und Schulförderung in Afrika sein.

Letzes Jahr, 2012, wurde erstmals die Aktion Lesefreunde von dem Börsenverein des Deutschen Buchhandles und deutschen Buchverlagen gestartet. Dabei konnten 33.333 Menschen sich online registrieren und ein Buch verschenken. Es war möglich, sich hierbei aus einer Liste von 25 Büchern eines auszusuchen. Es wurden insgesammt eine Million Bücher an andere verschenkt.

„Lesen ist ein einzigartiges, inspirierendes Erlebnis. Wir wollen Menschen die Lust am Lesen vermitteln. Der Welttag des Buches ist eine ideale Gelegenheit, um den Spaß am Lesen mit anderen zu teilen. Die Aktion Lesefreunde ist damit Teil einer internationalen Lesebewegung, die 2012 auch in den USA und Großbritannien gefeiert wird“, erklärte Dr. Joerg Pfuhl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lesen.

WDB2013_Geschichte_claim_RGB.jpg.822474Die Buch-Gutschein-Aktion

Dabei handelt es sich um eine deutschlandweite Kampagne rund um das Fördern des Lesens. Um die Freude am Lesen zu vermitteln erhalten ungefähr 700.000 Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Klasse das Welttagsbuch „Ich schenk dir eine Geschichte“. Dank dem Einsatz zahlreicher Buchhändler ist diese Aktion möglich.

Der Ablauf der Aktion sieht vor, dass die angemeldeten Klassen einen Gutschein bekommen und anschließend können sich dann die Kinder ihr eigenes Exemplar des Welttagbuches in ihrer Buchhandlung abholen.

Welttag des Buches